: Braune Misstöne
Urheberschutzorganisation „VG Musikedition“ hat jahrelang drei Nazis als Ehrenmitglieder geführt
KASSEL dpa ■ Die Verwertungsgesellschaft (VG) Musikedition in Kassel hat jahrzehntelang drei ehemals NS-Musikwissenschaftler als Ehrenmitglieder geführt. Die Vergangenheit der drei auch nach 1945 tätigen und mittlerweile gestorbenen Uni-Professoren sei vor zwei Jahren bekannt geworden, teilte der Geschäftsführer der Urheberschutzorganisation, Wolfgang Matthei, gestern mit. Erst in diesem Jahr aber habe der Vorstand beschlossen, die drei Ehrenmitglieder nicht länger auf dem Titelblatt des Jahresgeschäftsberichts zu nennen.
„Das ist zugegebenermaßen nicht sensibel genug gehandhabt worden“, sagte Matthei. Der Vorstand habe seine Aufmerksamkeit zunächst ganz der Beleidigungsklage gegen das Mitglied der Verwertungsgesellschaft gewidmet, das die Auseinandersetzungen über die Ehrenmitglieder angestoßen hatte. Ein Musikverleger hatte erklärt, dass es Zeit werde, „die VG Musikedition zu entnazifizieren“. Nach Auffassung der Gerichte war diese Behauptung vom Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt.
Bei den ins Zwielicht geratenen Ehrenmitgliedern handelt es sich um Friedrich Blume, Karl-Gustav Fellerer und Walter Gerstenberg. Gerstenberg soll seit 1937 NSDAP-Mitglied gewesen sein. Fellerer soll als Mitglied des von Propagandaminister Joseph Goebbels eingesetzten „Sonderstabs Musik“ an Plünderungen jüdischer Musikarchive beteiligt gewesen sein. Blume habe sich darum bemüht, „Rassenforschung“ mit musikwissenschaftlichen Ansätzen zu verbinden.
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