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Schulkrieg in Huchting geht weiter

■ SPD will Kompromiss ihres Senators mit der CDU nicht mitmachen / Huchtinger Grüne unterstützen das Konzept „Abi mit naturwissenschaftlich-technischem Profil“ an der Gesamtschule Hermannsburg

„Die Schuldebatte in Huchting ist wieder eröffnet“, freuen sich die Grünen in diesem Stadtteil - und legen eine neue Schulplanung vor. Vor wenigen Wochen sah es noch so aus, als hätten sich CDU und SPD auf eine Lösung für den Stadtteil geeinigt: Das Schulzentrum Delfter Straße sollte mit Sek-1 und Sek-2 eine Art Gymnasium werden, jedenfalls „durchgehend“ für Gymnasialschüler, das Schulzentrum Flämische Straße sollte ein Schulzentrum für Haupt- und Realschüler mit Ganztagsangebot werden, das Schulgebäude Willakedamm sollte geschlossen und das Grundstück verkauft werden - eventuell an die Straßenbahn, die direkt am Schulhof Schienen für ihre Regionalbahn verlegen will.

Ist dieser Kompromiss aufgekündigt? Der frisch gewählte neue bildungspolitische Sprecher derCDU, Claas Rohmeyer bekräftigt: „Wir waren zu diesem Kompromiss bereit.“ Nun aber sei es offenbar so, dass die SPD davon abrükken wolle und doch einen Gymnasial-Zug am Sek-1-Zentrum Flämische Straße erhalten wolle. Und das auf Druck der Huchtinger SPD-Lobby - der Kompromiss war nicht mit der SPD, sondern „nur“ mit dem SPD-Bildungssenator verabredet gewesen. „Das machen wir nicht mit“, sagt Rohmeyer, das neue Gymnasial-Zentrum in Huchting müsse so attraktiv werden, dass die Huchtinger Eltern ihre Kinder nicht mehr in die Innenstadt-Gymnasien schicken müssen. Der Bildungssenator solle sein Problem mit seiner Partei lösen, sonst laufe da nichts mit der CDU. Die Grünen in Huchting freuen sich eher über die groß-koalitionäre Blockade. Denn sie fürchten für die Gesamtschule Hermannsburg, die nach dem bremischen SPD-Konzept ja nur bis zur 10. Klasse geht. Wenn die Schule an der Delfter Straße praktisch ein durchgehendes Gymnasium würde, dann könnte das dazu führen, dass weniger Gy-verdächtige Schüler an der Stadtteilschule Hermannsburg angemeldet würden, diese Gesamtschule würde an Begabungsbreite verlieren. Schon seit Jahren wird an der Hermannsburg das Konzept verfolgt, in Kooperation mit der Wirtschaft eine „naturwissenschaftlich-technisch“ orientiertes Oberstufenprofil zu entwickeln. In Fächerübergreifenden Projekten soll auch „in den Betrieben“ zusammengearbeitet werden, „mit der Wirtschaft“, wie der Grüne Beiratspolitiker Eberhard Junge aus Huchting betont. „Die Schulplanung der Grünen wäre nicht nur kostengünstiger“, betone Junge, „sondern eine Schulplanung nach Inhalten.“

Aber die Bremer SPD hält an dem Konzept fest, dass die Gesamtschulen nicht zum Abitur führen dürfen und damit für Gy-SchülerInnen weniger attraktiv sind. trotz aller Bekenntnisse, er sei für eine Zusammenarbeit zwischen Schulen und Wirtschaft, hat Bildungssenator Willi Lemke sich bisher für das Konzept der Stadtteil-Gesamtschule an der Hermannsburg nicht erwärmen können.

Ulrike Hövelmann, die bildungspolitische Sprecherin der Bremer SPD, bestätigt gleichzeitig den bösen Verdacht ihres CDU-Kollegen: Das Konzept der Bildungsbehörde, die Schule an der Flämischen Straße zur reinen Haupt- und Real-Schule zu machen, wird die SPD nicht mitmachen. Eine Gy-Klasse soll an der flämischen Straße bleiben, sagt Hövelmann.

Was die CDU besonders ärgert: Der Kompromiss in Huchting war Teil eines „Paketes“ gewesen, in dem auch Zugeständnisse der CDU in der Neustadt und Obervieland enthalten war: In der Erwartung, in Huchting ein durchgehendes Gymnasium zu bekommen, hatte die CDU ihren Widerstand gegen die Dependance Theodor-Billroth-Straße und ihre Forderung nach einem durchgehenden Gymnasium Delmestraße aufgegeben. Nun sieht es so aus, als hätte die CDU gegeben, aber nichts dafür bekommen. K.W.

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