: Eine kurze Chronik des Grauens
26. März 2001: ein 51-jähriger Sozialhilfeempfänger aus Grimmen (Mecklenburg-Vorpommern) wird von zwei 17 und 21 -Jährigen geschlagen und getreten, so dass er wenig später stirbt. Zuvor hatten die Täter Geld von ihrem Opfer verlangt. Die Ermittler sehen keinen rechten Hintergrund.
25. November 2000: Der Obdachlose Eckhardt R. wird in Greifswald von drei 16- bis 20-Jährigen angegriffen. Einen Tag später stirbt er an schweren Kopfverletzungen. Einer der Täter war laut Staatsanwaltschaft bis kurz vor dem Überfall NPD-Mitglied. Ein 16-jähriger Angreifer sagt aus, man habe dem Obdachlosen „eine Lektion erteilen wollen“, weil der dem Steuerzahler auf der Tasche liege. Die Täter werden wegen Mordes zu sieben bis zehn Jahren Haft verurteilt.
12. September 2000: Zwei Skinheads treten in Schleswig einen 45-jährigen Obdachlosen, mit dem sie zuvor Alkohol getrunken hatten, zu Tode. Die Täter geben als Motiv „ein provozierendes und beleidigendes Verhalten des Opfers in Bezug auf Skinheads“ an. Sie erhalten langjährige Haftstrafen.
24. Juli 2000: Vier Rechte zwischen 15 und 24 Jahren töten in Ahlbeck auf der Insel Usedom den Obdachlosen Norbert P. Das Landgericht Stralsund befand, die Täter hätten den 51-Jährigen aus ihrer rechten Gesinnung getötet, wonach Obdachlose „asozialer Dreck“ seien. Der 24-jährige Haupttäter Gunnar Doege gilt als bekennender Rechtsextremist und wurde Anfang Februar zu lebenslanger Haft verurteilt. Seine Mittäter erhielten Jugendstrafen zwischen drei und zwölf Jahren. Norbert P. gehört zu den 36 Todesopfern, die die Bundesregierung im Dezember 2000 als Fälle von „rechtsextremistischer, fremdenfeindlicher und antisemitischer Gewalt“ anerkennt.
9. Juli 2000: Fünf Männer zwischen 19 und 22 Jahren treten und schlagen den 52-jährigen körperbehinderten Obdachlosen Jürgen S. in Wismar zu Tode. Die Staatsanwaltschaft ging von „Hass gegen Obdachlose“ als Motiv aus und ordnete alle Angeklagten der rechtsextremen Szene zu. Die Täter werden zu Haft von vier Jahren und drei Monaten bis lebenslänglich verurteilt.
23. Juni 2000: Der 47-jährige Obdachlose Klaus-Dieter G. wird in Greifswald von einem 20-Jährigen zu Tode getreten. Der zur rechten Szene gehörige Täter hatte erfolglos Geld von seinem Opfer verlangt. Das Landgericht Stralsund verurteilt ihn wegen Totschlags zu siebeneinhalb Jahren Haft.
25. Mai 2000: In Berlin-Pankow töten vier junge Rechte den 60-jährigen alkoholabhängigen Sozialhilfeempfänger Dieter E. in seiner Wohnung. Die Täter hatten zuvor an Kameradschaftsabenden mit dem langjährigen Berliner Neonazikader Arnulf Priem teilgenommen und als Motiv angegeben, man habe „Assis aufklatschen wollen“. Im Prozess stellte lediglich ein Psychiater eine Verbindung zwischen rechter Ideologie und Gewalt her. Die Aggression der Angeklagten sei ideologisch motiviert gewesen, weil sie sich gegen einen Schwächeren gerichtet habe. Das Landgericht Berlin verurteilte die Täter wegen Mordes zu Haft zwischen fünf und dreizehn Jahren. Der Mord an Dieter E. wird in den Statistiken zu politisch motivierter Gewalt der Berliner Sicherheitsbehörden nicht ein Mal erwähnt.
Die Chronik „Den Opfern einen Namen geben“, die Frankfurter Rundschau und Tagesspiegel im September 2000 veröffentlichten, verzeichnete unter 93 Toten infolge rechter Gewalt zwischen 1990 und 2000 15 getötete Obdachlose. HKL
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