: Mit Gottes Hilfe
Irland versperrt den Niederlanden mit einem glücklichen 1:0-Sieg endgültig den Weg zur Fußball-Weltmeisterschaft
DUBLIN taz ■ Beten hilft. Am Samstag besiegte die irische Fußball-Nationalmannschaft die Niederlande nach einer Zitterpartie mit 1:0. Damit hat sich das irische Team zumindest den zweiten Platz in der Qualifikationsgruppe 2 für die Weltmeisterschaft im nächsten Jahr in Japan und Südkorea gesichert. Und der reicht für die Endausscheidung gegen den Drittplatzierten in der Asien-Gruppe. Die Niederländer müssen dagegen zu Hause bleiben.
Liam Brady, der wohl bekannteste irische Altinternationale, hatte vor dem Spiel den Fußballfans geraten zu beten – „aber inbrünstig“. Irlands Trainer Mick McCarthy tat ihm Leid: „Uns fehlen drei Stammspieler in der Verteidigung, die Niederländer haben die besten Stürmer seit Jahren. Man muss sich Sorgen machen.“
Das Spiel schien Brady Recht zu geben. Die Niederländer dominierten von Anfang an, und hätten sie nicht beim Abschluss kläglich versagt, wäre das Spiel nach 20 Minuten entschieden gewesen. Vor allem Marc Overmars spielte mit Gary Kelly, dem einzigen verbliebenen Stammverteidiger, Katz und Maus, so dass der sich nur mit Fouls zu helfen wusste. In der 58. Minute reichte es dem deutschen Schiedsrichter Hellmut Krug. Nach einer weiteren heimtückischen Attacke von hinten gegen Overmars schickte er Kelly in die Kabine. Wer hätte jetzt noch einen Penny auf Irland gesetzt?
Doch zehn Minuten später nahm Jason McAteer eine Flanke des eingewechselten Steve Finnan volley und versenkte den Ball im niederländischen Netz. Obwohl die Holländer, vor allem Patrick Kluivert und Ruud van Nistelrooy, danach reihenweise Chancen hatten, gelang es ihnen, kein Tor zu schießen. Einen ausgebliebenen Elfmeterpfiff, nach einem Zusammenprall van Nistelrooys mit Torhüter Shay Givens, mochte Trainer Louis van Gaal nicht als Grund für die Niederlage anführen: „Das wäre eine billige Entschuldigung.“
„Wir haben die ersten 20 Minuten recht gut gespielt, denke ich“, fügte der Coach hinzu, der nach der EM die Nachfolge von Frank Rijkaard angetreten hatte und den Job nun in rekordverdächtiger Zeit wieder los sein könnte. „Danach haben wir den irischen Stil kopiert und zu viele lange Pässe geschlagen, statt den freien Mann im Mittelfeld zu suchen.“ Van Gaal lobte den Kampfgeist der Iren und sagte, deren „offensive Verteidigung“ habe den Spielfluss seines Teams unterbrochen: „Wir sind sehr enttäuscht.“
Sein Kollege McCarthy wurde nach dem Spiel gefragt, wie er sich denn fühle. „Ich bin nicht redegewandt genug, um das zu beschreiben“, antwortete er. „Ich bin vollgestopft mit Adrenalin. Es war unglaublich. Ich bin stolz auf meine Mannschaft.“ Der Held des Tages war Jason McAteer, bei seinem Verein, den Blackburn Rovers, nur zweite Wahl. „McCarthy vergisst mich nicht, auch wenn es im Club nicht läuft“, sagte er am Samstag. „Für mich war die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 1994 der Höhepunkt. Danach sind viele der älteren Spieler zurückgetreten, und ich fragte mich, ob wir jemals wieder an einer WM teilnehmen würden.“
Irland steht ganz dicht davor. Aber die letzte Hürde, das Spiel gegen den Vertreter aus Asien, sollte man nicht unterschätzen. Es ist gar nicht so lange her, da ist das irische Team von Liechtenstein aus dem Rennen geworfen worden. RALF SOTSCHECK
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