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: Pott, Pötter am Pöttesten

Abenteuer Ruhrpott (Mo., 20.15 Uhr, WDR)

Selbstverständlich ist man als Dortmunder geschmeichelt, wenn der sonst so Köln-zentrierte westdeutsche Heimatfunk vier volle Fernsehtage zur Primetime eine satte Stunde Ruhrgebiet sendet.

Doch der Versuch, gleich in der ersten Folge die vielschichtige Stadtlandschaft inklusive kompletter Entstehungsgeschichte und heutiger Problemlagen („Strukturwandel“) in den Blick zu bekommen, wirkt manchmal etwas beliebig.

Den Autoren Werner Kubny und Günter Bäcker geht es um die Gegenwart des Reviers: ehemalige Bergleute und Stahlwerker, die ihre alten, stillgelegten Anlagen abräumen oder im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) Emscherpark erhalten. – Getränkekonzern-Vertreter, die den Wegfall mehrerer zehntausend Arbeitsplätze in der Montanindustrie auf ihre Weise („Den Brauern des Reviers fehlen ihre Biertrinker“) veranschaulichen. – Der Revier(!)förster, der nicht mehr im Walde, sondern auf der Halde seinem Job nachgeht.

Wie heißt die erste Folge so schön im Untertitel: „Hier ist nicht wie überall.“ Doch ob sich so die Faszination des Ruhrgebiets vermittelt?

In Sachen Zechensiedlungen wird immerhin etwas tiefer eingestiegen: Die Nachfolger der Bergbauunternehmen sind Immobilienriesen, denen die gewachsene soziale Nachbarschaft im Schatten stillgelegter Werke wurscht ist: Kaufen oder ausziehen, lautet oft die Alternative, doch um das seit Jahren gemietete Häuschen in ein „Eigentum“ umzuwandeln, fehlt den meisten das Geld.

Der Film ist immer dann richtig gut, wenn er wie hier engagiert Stellung bezieht. Nur leidet auch „Abenteuer Ruhrgebiet‘‘ unter der Doku-Mode, die Auftritte von Zeitzeugen und Experten immer schrecklich gewollt zu inszenieren: Also steht der Raumplanungsprofessor Voss nicht einfach so am Kanal und sagt sein Ding, sondern muss vorher auf dem Edelfahrrad noch über die grüne Wiese strampeln. Dabei sagt doch gerade er schlicht und schön, was das Ruhrgebiet ausmacht: Es ist nicht schick, aber ehrlich. STEFFEN GRIMBERG

Weitere Folgen Mi. u. Do.,22.00 Uhr sowie Sa., 21.45 Uhr