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Prozessbeginn in Kabul

Afghanische Taliban stellen acht Shelter-Now-Helfer wegen „christlicher Missionierung“ vor Gericht

KABUL afp ■ Wegen des Vorwurfs christlicher Missionierung müssen sich seit gestern acht Mitarbeiter der Hilfsorganisation Shelter Now vor dem Obersten Gericht der Taliban in Afghanistan verantworten. Die Dauer des Verfahrens sei nicht abzusehen, sagte der Oberste Richter Sakib zu Prozessbeginn. Er versprach jedoch nach Beratungen mit Kollegen und Islamgelehrten ein „gerechtes Verfahren“. Die deutsche Afghanistan-Expertin Citha Maaß befürchet, dass die Angeklagten keinen fairen Prozess erhalten. Es gäbe in dem Land kein Rechtswesen, das sich mit dem europäischen vergleichen ließe, sagte Maaß im ZDF. Unklar blieb, ob Journalisten, Diplomaten und Verwandte den Prozess beobachten dürfen. Die vier Deutschen, zwei Australier und zwei US-Bürgerinnen erschienen zunächst nicht vor Gericht.

Westliche Diplomaten forderten die Taliban-Justiz auf, die Vorwürfe gegen die Angeklagten zu konkretisieren. „Wir sind sehr besorgt darüber, dass ihnen der Prozessverlauf und die Vorwürfe nicht erläutert werden“, sagte der australische Diplomat Adams. Laut Sakib hält das Gericht auch eine Verteidigung der Angeklagten nicht für nötig. Die radikalislamische Taliban-Regierung wollte die Todesstrafe für die acht Ausländer gestern nicht ausschließen, während es am Wochenende inoffiziell noch hieß, die Ausländer könnten eine kurze Haftstrafe erhalten und dann ausgewiesen werden. Den 16 zusammen mit den Ausländern verhafteten Afghanen droht hingegen die Todesstrafe.

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