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Liberale Seeschlacht

Hamburgs FDP-Admiral Rudolf Lange träumt von zehn Prozent bei der Wahl, und Jürgen Möllemann ist sein Navigator  ■ Von Sven-Michael Veit

Hamburgs FDP hat klare Ziele: Keine Koalition mit der SPD und kein Ampelsenat, sondern den „grundsätzlichen Politikwechsel“ mit der CDU als Wunschpartner und einem liberalisierten Schill als Mehrheitsbeschaffer. So einfach träumt sich ihr Spitzenkandidat Rudolf Lange die real regierende Wirklichkeit nach der Bürgerschaftswahl.

Und wenn die böse Realität nicht so sein sollte nach dem 23. September, „dann werden wir eine starke Opposition, denn wir wollen nicht um jeden Preis regieren“, behauptete der Konteradmiral a.D. im Hotel Hafen Hamburg vor rund 400 Parteifreunden – gestern Abend, 18 Tage vor dem Urnengang.

Um selbstredend 18.18 Uhr war Lange zusammen mit Generalsekretärin Cornelia Pieper und Bundespartei-Vize Jürgen Möllemann im Opel Admiral vorgefahren, um den „Countdown für das Projekt 18“ (Prozent) bei der Bundestagswahl im nächsten Jahr zu starten - „mit einer starken Hamburger FDP als Initialzündung“, wie Pieper hofft. „Ein sattes zweistelliges Ergebnis“ prognostizierte Möllemann dem „lieben Herrn Lange“.

Und dann würden „in dieser schönen Stadt“, so demonstrierten beide erwartungsgemäß inhaltlichen Konsens, die Poller abgeschafft, die Straßen ausgebaut, die Staus der Vergangenheit angehören und die „unsinnige“ Stadtbahn gar nicht erst auf die Gleise gesetzt. Und Bildung und Innere Sicherheit würden ebenso zu neuer Blüte gelangen wie Gewerbe, Handel und Wandel.

Admiral Lange steckte dennoch die Ziele „für den Wechsel in Hamburg“ mit erhofften „zehn Prozent“ etwas bescheidener als „Flottenchef Guido Westerwelle und Navigator Möllemann“, eröffnete aber dennoch mit metaphorischem Reichtum „die Seeschlacht um die Kommandobrücke im Hamburger Senat“. Die SPD gehöre „zur Generalüberholung ins Trockendock“ und deren „Beiboot GAL“ sei ohnedies „nie seetauglich“ gewesen.

„Vorstellbar“ sei für die FDP einzig eine Zusammenarbeit mit der CDU, „eine Koalitionsaussage ist das aber nicht“, beteuerte Lange. Und ein „Dialog mit Herrn Schill“ sei nur möglich, wenn dieser „seine Stammtischparolen“ unterlasse, forderte Lange - und erhielt für diese Aussage den heftigsten Beifall des Abends. Daraus würde zwar folgen, dass eine rechte Bürgerblock-Regierung aus CDU, FDP und Schill nur zustande kommen könnte, wenn der gnadenlose Richter sich „deutlich in unsere liberale Richtung bewegt“. Aber auch ein Admiral wird ja mal träumen dürfen.

Weiterer Bericht Seite 6, Rudolf Lange im Portrait Seite 13

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