: Ein Schiff wird kommen...
■ ... und es bringt medizinische Hilfe und christlichen Glauben für die Ärmsten der Armen in Afrika
Seit gestern vormittag liegt die 48 Jahre alte „M/S Anastasis“ am Pier 2. Von Finanzsenator Hartmut Perschau in Empfang genommen, ist das Schiff nach einem etwa siebenmonatigen Aufenthalt im westafrikanischen Benin in Bremen für acht Tage vor Anker gegangen.
Die „Anastasis“ ist das größte regierungsunabhängige Krankenhausschiff und das Flagschiff der vier sogenannten „Mercy Ships“.
„Mercy Ships“ bezeichnet mehr als vier schwimmende Krankenhäuser: Dahinter verbergen sich zahlreiche Menschen, die an Bord der Schiffskrankenhäuser um die Welt reisen, um schwerpunktmässig in Afrika, Lateinamerika und in Asien medizinische Behandlungen für die Ärmsten der Welt kostenlos anzubieten. Bis heute sind an Bord der vier Schiffe über 8.000 Operationen durchgeführt worden. Außerdem baut „Mercy Ships“ Häuser, Schulen und Bewässerungsanlagen und bildet einheimische Fachkräfte aus.
Neben ÄrztInnen und Krankenschwestern werden dafür auch Handwerker und andere Techniker gebraucht. Diejenigen, die an Bord eines der „Mercy Ships“ gehen, können ihren eigenen Lebensunterhalt davon nicht finanzieren. Im Gegenteil: Sie müssen für ihren Aufenthalt an Bord noch bezahlen.
Und wer tut so etwas? „Mercy Ships“ ist eine explizit christliche Organisation. An Bord tummeln sich zwar manchmal bis zu 40 Nationalitäten und rund 30 Konfessionen, aber alle sind Christen. Entscheidet sich jemand, auf einem der „Mercy Ships“ Langzeitmitarbeiter werden wollen, gehört die Teilnahme an einem Einführungskurs in Bibel und christlichem Glauben dazu: In der „Schule der Jüngerschaft“ erhält man drei Monate Unterricht und soll anschließend in zwei Monaten praktischer Arbeit das Gelernte anwenden. Über den christlichen Hintergrund läßt sich häufig auch der Lebensunterhalt der Besatzungsmitglieder finanzieren: manch eine Existenz wird von Spenden aus einer Kirchengemeinde getragen. Sabine Happ, seit fünf Jahren Leiterin des „Mercy Ships“-Büros in Deutschland, war selbst zwei Jahre als Krankenschwester an Bord unterwegs und beteuert, dass dieses Prinzip immer funktioniert habe, seit 23 Jahren. Sie ist überzeugt: „Gott ist wohl auf unserer Seite.“ Ob ein fester Glaube bei einer derart aufreibenden Arbeit nicht nur hilft, sondern vielleicht sogar notwendig ist, darüber kann man spekulieren.
In Bremen will die Besatzung ihre Arbeit weiter bekannt machen und auch um Spenden bitten. Denn von Spenden lebt das Projekt. Im vergangenen Jahr hat die „Anastasis“ während ihres 21-tägigen Aufenthalts in Wilhelmshaven Sach- und Geldspenden von geschätzt 80.000 US-Dollar gesammelt. Bereits jetzt konnte sie in Bremen 120 Tonnen Fracht an Bord nehmen.
Hartmut Perschau lobte in seiner Rede an die Besatzung den Idealismus der Beteiligten und wünschte viel Erfolg beim Spendensammeln. Allerdings sagte er im Gespräch mit der taz, er wolle keine Steuergelder geben, damit die Organisation regierungsunabhängig bleibe. Lieber würde er Firmen ein derartiges Engagement nahelegen.
Am 20. Oktober startet die „Anastasis“ von Rotterdam nach Sierra Leone und Gambia. Bei dieser Hilfstour kommt auch zum ersten Mal eine gynäkologische Station zum Einsatz. Ulrike Bendrat
In Bremen liegt die „Anastasis“ noch bis zum 13. September im Getreidehafen am Pier 2.
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