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Partygeflüster

VIP-Lounge, Glamour und Randale: Beim Prozess gegen Michael Ammer lässt der Richter keine Feier im Gerichtssaal zu  ■ Von Elke Spanner

Endlich mal an der Highsociety teilhaben. Sei es auch nur, weil der VIP-Bereich dieses Mal verlegt worden ist. Aber man muss ja hinterher nicht allen auf die Nase binden, wo man die Promis getroffen hat. Denn auch im Gerichtssaal trägt Michael Ammer ein edles Hemd in der Farbe seiner blauen Augen und Dieter Bohlen die schwarze Lederjacke, mit der er täglich in der Bild zu sehen ist.

Wobei das mit der Prominenz dann auch wieder so eine Sache ist: Denn einerseits wollen die Promis natürlich Promis sein, deshalb küren sie sich gegenseitig zu „Very Important Persons“ und feiern sich in den danach benannten Lounges selbst. Wenn dann andererseits jemand der Berühmtheit wegen ihre Bekanntschaft sucht, ist das auch wieder nicht recht. „Promigeil“, heißt es dann gleich.

Marina H. ist ein Beispiel dafür. Sie ist zauberhaft. Dieter Bohlen suchte an jenem Abend im vorigen September im Edelclub „Wollenberg“ gerne das Gespräch mit der schönen Frau. Er: „Du bist ja 'ne ganz schöne Emanze“, nachdem sie darauf bestand, ihren Drink selbst zu bezahlen. Sie: „Das hat damit nichts zu tun.“ Er: „Du bist Pilotin geworden, das sagt doch schon alles. Eine Frau, die so schön ist wie Du, hat eigentlich nur lieb zu sein.“ Sie: „Das ist der Grund, wa-rum wir nie zusammenkommen werden.“ Und so weiter und so fort. Zum Schluss hat Bohlen sich dann noch nach Marinas Ex-Beziehung mit Boxweltmeister Wladimir Klitschko erkundigt. Er wollte wissen, wie eigentlich „der Bulle von Klitschko auf Deinem zarten Popöchen liegen konnte, ohne dass Du auseinander gebrochen bist“.

Es hätte also ein amüsanter Abend werden können. Das Problem ist aber, dass Dieter Bohlen ein Promi ist. Deshalb bekam Partyveranstalter Michael Ammer plötzlich Angst um ihn. Er ging zu dem Paar, rief „promigeile Schlampe“ und ähnlich Unschönes mehr, packte Marina „und stellte sie fünf Meter weiter hin“, wie Dieter Bohlen sich ausdrückt. Marina H. sagt, Ammer habe sie mit dem Kopf mehrfach in einen Aschenbecher geschlagen.

Die Anklage sagt das auch. Körperverletzung, lautet der Vorwurf. Den Ammers Anwalt Johann Schwenn nicht auf seinem Mandanten sitzen lassen will. Und um dessen Ruf zu retten, ist der Anwalt sich nicht zu schade, seinen zu ruinieren und Marina H. mit so anzüglichen Fragen zu attackieren, dass selbst Ammer sich zwischendurch für seinen Verteidiger zu schämen scheint.

Der Richter hatte gleich zu Beginn mit der Aussage enttäuscht, dass „das hier keine Party wird“. Die Schlammschlacht bremst er mit einem Kompromissvorschlag aus: 20.000 Mark Entschädigung, schlägt er Ammer vor, und die Sache sei vom Tisch. Ob der Partykönig zustimmt, wird sich kommenden Montag entscheiden.

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