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Israel greift an

Israelische Armee marschiert zeitweilig mit Panzern in Dschenin ein und tötet elf Palästinenser. Vorerst kein Treffen von Peres und Arafat

DSCHENIN/JERUSALEM rtr/ap ■ Die israelische Armee ist in der Nacht zum Mittwoch vorübergehend mit Panzern in die palästinensisch verwaltete Stadt Dschenin im Westjordanland eingerückt und hat dort eine Polizeistation zerstört. Bei anschließenden Schusswechseln in mehreren benachbarten Ortschaften wurden mindestens elf Palästinenser getötet. Unter den Getöteten sollen auch ein elfjähriges Mädchen und ein Mitglied der radikalislamischen Hamas sein.

Die Stadt Dschenin war nach israelischen Angaben Ausgangsstation von mindestens sechs Selbstmordanschlägen radikaler Palästinenser seit Beginn der Unruhen vor knapp einem Jahr. Auslöser für die jüngste Militäraktion war offenbar das erste von einem israelischen Araber verübte Selbstmordattentat, bei dem am Sonntag vier Israelis einschließlich des Täters ums Leben gekommen waren. Im südlichen Gaza-Streifen bei Chan Junis beschossen israelische Soldaten nach palästinensischen Angaben ein Auto. Dabei sei ein Mensch getötet und zwei weitere verletzt worden.

Nach den Terroranschlägen in den USA liegen die Bemühungen um eine Feuerpause zwischen Israelis und Palästinensern vorerst auf Eis. Israels Außenminister Schimon Peres sagte, die Palästinenser sollten die Anschläge in den USA zum Anlass nehmen, gegen muslimische Extremisten vorzugehen. Er forderte Palästinenserpräsident Jassir Arafat auf, sich nach den schrecklichen Ereignissen in New York und Washington „endgültig von der Welt des Terrorismus“ loszusagen. Nach Angaben des palästinensischen Kabinettsministers Nabil Schaath ist ein Treffen zwischen Peres und Arafat auf unbestimmte Zeit verschoben.

Arafats Berater Nabil Abu Rdainah warf Israel nach der Militäroffensive vor, die internationale Lage nach den Anschlägen in den USA auszunutzen, „um seinen Krieg gegen die Palästinenser-Gebiete zu eskalieren“. Er sprach von einem „Massaker“. Israel wies die Vorwürfe zurück und erklärte, man verteidige sich lediglich gegen Terror. Die Welt werde nach dem Terror in den USA den palästinensischen Anschlägen nicht mehr so geduldig wie bisher gegenüberstehen, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums.

Arafat sitzt derzeit im Gaza-Streifen fest. Wegen der Anschläge in den USA konnte er seine seit langem geplante Reise nach Syrien gestern nicht antreten. Der internationale Flughafen in Gaza wird von Israel kontrolliert. Offenbar weigern sich die Israelis auch, Arafat auf dem Landweg ausreisen zu lassen.

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