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EZB stützt den Dollar

Notenbanken kooperieren und vertrauen auf die US-Wirtschaft. Der Euro steigt. Versicherungsaktien erholen sich prächtig. Münchener Rück legt zu

WASHINGTON/FRANKFURT ap/rtr/taz ■ Zur Stützung des internationalen Finanzsystems nach der Terrorserie in den USA haben die US-Notenbank und die EZB gestern eine engere Kooperation vereinbart. In einem Währungstauschgeschäft kann die EZB nun bis zu 50 Milliarden Dollar aus den Reserven der Fed zeichnen. Im Gegenzug erhält die Fed Euro in der entsprechenden Höhe. Die EZB werde die Dollar den nationalen Zentralbanken des Eurosystems zur Verfügung stellen. Diese könnten das Geld nutzen, um Banken zu helfen, die auf Grund der Katastrophe Liquiditätsengpässe bei Dollar hätten, teilte die EZB mit. Der Kurs des Euro stieg gestern auf 0,9060 US-Dollar, der damit 2,1588 Mark kostete.

Eine Senkung der Leitzinsen lehnte die EZB dagegen gestern wiederum ab. Die Notenbank erklärte, die Terroranschläge beeinträchtigten die fundamentale Stärke der US-Wirtschaft nicht. Die EZB hatte erst vor vierzehn Tagen die Leitzinsen zum zweiten Mal in diesem Jahr um 25 Basispunkte gesenkt. Dennoch soll es an Geld für den Wiederaufbau nicht fehlen: Die EZB bekräftigte ihre Bereitschaft – wie bereits mit zwei Schnelltendern geschehen – durch ausreichende Liquidität ein normales Funktionieren der Finanzmärkte zu unterstützen.

Weniger rosig als die EZB sieht der Bundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA) in die Zukunft. Er erwartet eine Verzögerung beim wirtschaftlichen Erholungsprozess in den USA und Einbußen für die deutsche Exportwirtschaft. Darunter würden vor allem die Automobil-, Chemie- und Elektronikbranche leiden. Ursprünglich hatte der Außenhandel auf eine Erholung der US-Konjunktur zum Jahresende gehofft. „Ich nehme an, dass wir im vierten Quartal dieses Jahres in den USA ganz sicher eine Rezession haben werden“, sagte der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter. Nach den Ereignissen seien die US-Bürger nicht im Konsumrausch, jetzt sei erst einmal Zurückhaltung zu erwarten. Das Konsumverhalten der Amerikaner hätte somit auch negative Folgen für den japanischen und den europäischen Markt. Auch für Deutschland bedeute dies einen Rückgang der Exporte.

Trotzdem tendierten die deutschen Aktien gestern nach einem steten Auf und Ab wieder fester. Der Leitindex Dax gewann um 0,45 Prozent auf 4.355 Punkte. Der Nemax 50 stieg um 0,47 Prozent auf 853 Punkte. Zwei Tage nach den verheerenden Anschlägen in den USA konnten sich die Versicherungsaktien bei geringen Umsätzen und schwankenden Kursen weiter erholen. Die Investoren warteten ab, wie die US-Börsen bei der Wiedereröffnung heute oder am Montag reagieren. Die Aktie des weltgrößten Rückversicherers, der Münchener Rück, legte 6,86 Prozent auf 259,15 Euro zu und führte damit die Gewinnerliste im Dax an.

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