Haarfeine Risse im Beton

■ Auch das gibt's: Gestern untersuchte die swb Betonmasten auf ihre Standfestigkeit

Auf was ist in diesen Tagen überhaupt noch Verlass? Sogar der Lichtmast aus Beton, so vertrauenerweckend grau er auch scheint, ist ein potenzielles Sicherheitsrisiko. Feinste Risse sind mit bloßem Auge nicht zu erkennen, Korrosion wirkt unbemerkt im Innern der zig-Meter-hohen Ungetüme; sogar das Fundament kann unterspült sein. Aus all diesen Gründen wurden gestern auf der Bürgerweide Lichtmasten mit einem Gewicht von bis zu zwei Tonnen überprüft.

Ein ausreichend großer Bagger wurde dazu neben den betreffenden Mast gefahren, um mit einem Spezialgurt an dem Mast mit über 6 Kilonewton (6 Kn) zu ziehen. Das ist mit der Wucht eines aufprallenden Autos vergleichbar. Der Gurt sicherte dabei den möglicherweise abbrechenden Pfeiler. Währenddessen zeichnete ein neu entwickeltes, über 500.000 Mark teures Messgerät die enstandenen Schwingungen auf. Die Messergebnisse zeigen Fachleuten eventuelle Schäden.

Die swb Norvia, die durch einen Vertrag mit der Stadt Bremen zur Beleuchtung der Hansestadt verpflichtet ist, sieht darin die Chance für alle Bürger, aufzuatmen, und endlich ohne Schweißausbrüche neben den Betonkolossen ruhigen Gewissens vorbeizuschlendern. Ernst Dierks, Leiter Beleuchtung bei der swb Norvia, erläutert: „ Im Gegensatz zu Stahl- und Aluminiummasten, die bei zu hoher Belastung einfach verbiegen, brechen Betonmasten im Falle eines Falles.“

In Bremen stehen 65 Betonmasten, die überprüft werden können. Da eine Prüfung 435 Mark kostet, wäre das eine Zusatzausgabe von 28.275 Mark für die Stadt. Der Roch-Prüfdienst kommt in einer eigenen Studie zu dem Ergebnis das 3,3% aller Masten in Deutschland schadhaft sind. Schwarzmalerei oder Fakten? Bisher ist jedenfalls kein Fall bekannt, in dem jemand durch einen plötzlich abbrechenden Betonmast erschlagen wurde.

sod