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Zivilbevölkerung in Afghanistan auf der Flucht

100.000 Menschen verlassen die Taliban-Hochburg Kandahar. UN-Flüchtlingshilfswerk rechnet mit „schnellem Zustrom“ nach Iran

ISLAMABAD rtr/afp/ap/taz ■ Die Kriegsvorbereitungen der USA haben in Afghanistan eine Massenflucht ausgelöst. Vor allem die Bewohner der Hauptstadt Kabul und der Taliban-Hochburg Kandahar im Süden bringen sich aufs Land in Sicherheit. „Kandahar hat sich zur Hälfte geleert“, sagte Kris Janowski, Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR. Aus anderen Städten von Süd- und Zentralafghanistan kommen ähnliche Berichte.

Nach UNHCR-Angaben aus Pakistan haben entgegen einer Empfehlung der Taliban-Führung bereits fast 100.000 Menschen Kandahar verlassen, wo Taliban-Führer Mullah Mohammed Omar wie auch der als mutmaßlicher Urheber der Terroranschläge in den USA vermutete Ussama Bin Laden einen Wohnsitz haben. Kandahar ist das Zentrum der Paschtunen-Stämme, denen alle führenden Taliban angehören.

Mehrere Taliban-Führer sollen sich pakistanischen Berichten zufolge mit ihren Familien aus Kabul nach Kandahar abgesetzt haben – möglicherweise ein Grund für die Zivilbevölkerung der Stadt, aus Angst vor US-Angriffen zu fliehen. Ein anderer Grund ist der Abzug aller ausländischen Mitarbeiter von UNO und Internationalem Roten Kreuz aus Afghanistan, der am Sonntag abgeschlossen wurde.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR bereitet sich nun nach eigenen Angaben auf eine Massenflucht aus Afghanistan nach Iran und Pakistan vor. Beide Länder beherbergen bereits jeweils über eine Million afghanische Flüchtlinge und halten seit einigen Tagen ihre Grenzen nach Afghanistan geschlossen.

Nach UNHCR-Angaben aus Iran sind die Bevölkerungsbewegungen auf der afghanischen Seite der gemeinsamen Grenze dreimal so hoch wie normal. „Wir bereiten uns auf einen schnellen Zustrom vor“, sagte UNHCR-Mitarbeiterin Surendra Banday in der südostiranischen Stadt Zahedan. Das UNHCR stehe in Diskussionen mit der iranischen Regierung über die Einrichtung von Flüchtlingslagern. Irans Außenminister Kanal Charasi bat UN-Generalsekretär Kofi Annan telefonisch um die Bereitstellung von Hilfsmitteln. Der UNHCR-Interimsleiter in Iran, Bo Schack, sagte, Irans Regierung habe ihre Bereitschaft bestätigt, afghanischen Flüchtlingen zu helfen, aber „auf afghanischem Gebiet, nicht auf iranischem“.

Pakistan verbot den 1,2 Millionen afghanischen Flüchtlingen im Land, ihre Lager zu verlassen. Damit solle gesichert werden, „dass Terroristen und subversive Elemente streng überprüft werden“, ordnete die zuständige Provinzregierung an. Nur noch Nahrungsmittel dürften passieren, sagte Behördensprecher Faruk Shah in der Stadt Torkham. Hunderte Afghanen hätten bereits erfolglos versucht, nach Pakistan einzureisen und stünden vor einem mit Stacheldraht gesicherten Grenzübergang Schlange.

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