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Gewinne mit dem Terror?

Börsenaufsicht in Deutschland und USA prüft Insiderdeals, die vom Crash nach den Angriffen profitiert haben sollen: Auffällige Geschäfte kurz vor den Anschlägen

BERLIN rtr/taz ■ Börsenaufsichtsbehörden in Deutschland und den USA prüfen, ob es parallel zu den Terroranschlägen von New York und Washington zu verbotenen Insidergeschäften gekommen ist. Im Visier der Ermittler sind die Strategien von Anlegern, die die Kurse vor allem von Versicherungskonzernen wie der Münchner Rück, der Swiss Re und der Allianz manipuliert haben könnten. Gestern begann das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) mit einer Untersuchung der Aktienkurse. Bisher gebe es für Insidergeschäfte aber „keine konkreten Hinweise“. Auch die Deutsche Börse und die Börsenaufsicht in den USA, die SEC, haben die Handelsverläufe verschiedener Aktien überprüft. „Bislang haben wir jedoch keine Unregelmäßigkeiten feststellen können“, sagte Walter Allwicher, der Sprecher der Deutschen Börse.

Der Verdacht: Die Hintermänner der Anschläge – etwa der Verdächtige Ussama Bin Laden – könnten an den rasant fallenden Kursen verdient haben. Nach einem Bericht der New York Times untersuchen die Aufsichtsbehörden unter anderem, warum sich vor Dienstag so genannte Short-Verkäufe gehäuft hätten. Dabei verkaufen Anleger Aktien, die sie sich vorübergehend leihen, um sie später zu günstigeren Kursen am Markt zu erwerben. Auch könnten sie Optionen erworben haben, die dem Besitzer das Recht geben, Aktien für eine festgelegte Zeitspanne zu einem bestimmten Preis zu verkaufen. Nach Informationen der New York Times wurden kurz vor den Terroranschlägen außergewöhnlich viele Short-Verkäufe beim elektronischen Handel inNew York registriert. Außerdem gab es am Montag ungewöhnlich hohe Umsätze beim Optionshandel in einem wichtigen Index.

Beweise für den Verdacht gibt es bisher nicht, nur Indizien. Experten halten für den Kursrutsch der Versicherungen eher deren schlechte Gewinnaussichten wegen der schwachen Finanzmärkte für maßgeblich.

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