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Der lange Arm der 50 Millionen

■ Landesmusikrat setzt sich für die Kultur von Radio Bremen ein – doch der gehen die Produktionsmittel aus

Der Dachverband der Dachverbände hatte geladen: Zur Protestbekundung. 60.000 Mitglieder hat der Landesmusikrat in Bremen – Laien und Profis, ChorsängerInnen und Jazzer – und (auch) denen lassen die Entwicklungen bei Radio Bremen graue Haare wachsen.

Als „politische Sauerei“ bezeichnete Klaus Bernbacher, Ehrenvorsitzender des Landesmusik- und Mitglied des Rundfunkrates, die Sparquote von 50 Millionen Mark, die Radio Bremen bis 2006 aufbringen muss. Für das Kulturprogramm von Radio Bremen bedeutet diese „Strafexpedition“ (Bernbacher): Von den 800.000 Mark, die Radio Bremen 2 vor zwei Jahren noch als Produktionsmittel für die Zahlung von Künstlerhonoraren oder auch Kompositionsaufträgen zur Verfügung standen, bleiben dieses Jahr nur 550.000. Und für das kommende Jahr sind nur noch 300.000 Mark vorgesehen – 100.000 davon für die Nordwest-Region.

Dabei konnte der Sender seine Produktionsmittel bisher sehr erfolgreich für die Förderung auch der regionalen Musikszene einsetzen – bei den Großsendern im ARD-Verbund ist der Löwenanteil der Produktionsmittel durch die sendereigenen Orchester und Chöre gebunden. Doch diese bisherige Qualität ist am rapide Schwinden, das regionale Musikleben erlebt damit eine enorme Einbuße – wie auch Ernst Folz, Vorsitzender des Landesmusikrates, beklagt.

Peter Schulze, bis zum ersten November noch Musikchef von Radio Bremen 2, nennt dieses Sparen kurz und bitter „Vernichtung von musikalischer Kompetenz“. Und das Bürgerhaus „Weserterassen“ verweist, stellvertretend für die Bremer Kulturszene, auf einen „unmittelbaren Verlust von kultureller Vielfalt“ für die ganze Region. Viele Veranstaltungen seien nur durch die Beteiligung des Senders (etwa in Form von Mittschnitt-Honoraren) möglich.

Auch ein besonders prominentes Opfer könnte dem Sparzwang zum Opfer fallen: Der Bremer Klavierwettbewerb. Für 2003 ist der europaweit wahrgenommene Wettbewerb zwar gesichert, doch die weitere Zukunft steht in den Sternen – beziehungsweise liegt in den Finanzlöchern. Bernbacher, vor 15 Jahren Gründer des Wettbewerbs: „Ohne Radio Bremen wird es den Klavierwettbewerb nicht mehr geben.“

Bei einer anderen kulturellen Größe ist Bernbacher, ehemals auch Musikchef der Welle, etwas zuversichtlicher: Bei den Radio-Bremen-Musikfestivals „Pro Musica Nova“ und „Pro Musica Antiqua“. Zwar sei die geplante Etat-Kürzung von zuletzt 300.000 Mark auf nur noch 50.000 für völlig indiskutabel. Doch mit einem Mindestetat von 150.000 Mark hält er das Festival für zeitgenössische Musik auch im kommenden Jahr für durchführbar – wenn auch nicht im Mai, wie geplant, vielleicht aber im Herbst. Immerhin versicherte auch Intendant Heinz Glässgen auf der jüngsten Rundfunkratsitzung, das Festival erhalten zu wollen. HB

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