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Billiger Kaffee macht die lateinamerikanischen Produzenten arm

... weil die Bauern davon nicht mehr leben können. Uganda, Kenia, Papua-Neuguinea, Mexiko, Costa Rica, Honduras oder Peru: Das sind nur einige der 15 wichtigsten Kaffeeanbau-Länder der Welt.

Gestern demonstrierten Kaffeebauern aus dreizehn Nationen in Bremen mit einer symbolischen „Transfair“-Siegel-Auszeichnung für „Jacobs Krönung“ vor den Türen von Kraft Foods. In einem anschließenden Gespräch zwischen Kaffeebauern, der Initiative TransFair und dem größten Kaffeeröster Deutschlands, Jacobs, sollte der Konzern vor allem dazu aufgefordert werden, seine soziale Verantwortung wahrzunehmen.

„Ein erster Schritt in diese Richtung wäre, in das Jacobs-Sortiment zwischen Onko, Mildea und Kaffee Hag einen fair gehandelten Kaffee aufzunehmen“, erläuterte Dieter Overath, Geschäftsführer von TransFair Deutschland. „Der Kaffeeröster Darboven macht das schon. Die bieten neben Idee Kaffee einen TransFair-Kaffee an“, so Overath weiter. Die Entscheidung läge dann bei der VerbraucherIn.

TransFair garantiert den Kaffee-Kooperativen, dass sie für ein Pfund Kaffee drei Mark und achtzig bekommen. Bei nicht fair gehandeltem Kaffee bekommen die Bauern maximal eine Mark und fünfzig, je nach Dollarkurs und allgemeiner Weltmarkt-Lage. Die Folge: In Mexiko verlassen derzeit jede Woche 500 Kaffeebauern ihre Felder, weil sie vom Kaffeeanbau nicht mehr leben können.

Die „Billigmanie“ in Deutschland macht TransFair zu schaffen. Bislang haben fair gehandelte Produkte in Deutschland einen Marktanteil von einem Prozent. „Der Kaffeepreis hat nichts mehr mit der Qualität des Produkts zu tun. Kaffee ist ja billiger geworden als Mineralwasser“, schimpft Overath. Der Rohkaffeepreis ist laut TransFair auf dem niedrigsten Stand seit 30 Jahren.

TransFair setzt sich nicht nur für Preise ein, von denen die Bauern leben können. Darüber hinaus will die Initiative den Bio-Anbau weiter verstärken. Aber auch soziale Aspekte wie der Bau von Schulen und der Ausbau des Gesundheitswesens gehören zum TransFair-Konzept dazu.

Und wie soll Jacobs zu einem TransFair-Produkt bewegt werden? Im Endeffekt liege es in Jacobs' eigenem Interesse, erklärt TransFair-Pressesprecherin Claudia Brück. Schließlich könne bei so niedrigen Kaffeepreisen langfristig kein qualitativ hochwertiger Kaffee mehr garantiert werden. Ulrike Bendrat/Foto: A.S.

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