piwik no script img

Und einmal doch der helle Schein

■ Uhlenhorster Hockey-Club versucht sich wieder mal an der Meisterschaft

In der Welt des Sports liebt man den Typ, der ständig Zweiter wird und irgendwann, wenn man nicht mehr damit rechnet, doch noch triumphiert. Der Kroate Goran Ivanisevic unterlag zum Beispiel dreimal in seiner langen Tenniskarriere im Wimbledon-Finale, um dieses Jahr dann doch noch den Rasen endlich und unter Tränen als Sieger zu verlassen.

Der Uhlenhorster Hockey-Club war zwar schon dreimal Deutscher Meister im Feldhockey, das liegt aber schon 93 Jahre zurück. In der jüngsten Vergangenheit scheiterten die Eulen fünfmal in Folge im Halbfinale der Endrunde um die Meisterschaft – ob in der Halle oder auf dem Feld, mehr als eine Bronzemedaille sprang nie heraus. Das bewog die Floskeldrescher der Bild-Zeitung, vor der diesjährigen Endrunde von einem „Halbfinal-Fluch“ zu sprechen – als ob den Spielern des UHC nur bei dem bloßen Gedanken ans Semifinale der Angstschweiß die Achseln herunterlaufen würde.

Tut er nicht. „Dieses Jahr haben wir sehr gute Chancen das Halbfinale zu überstehen“, versprüht UHC-Nationalspieler Eicke Duckwitz Optimismus, „und wenn wir erstmal im Finale sind, gewinnen wir auch“. Es wäre zweifellos ein guter Zeitpunkt nach all den Enttäuschungen der letzten Spielzeiten: Deutscher Meister zum 100. Geburtstag des eigenen Klubs.

Erleichtert sind die Uhlenhorster zudem im diesjährigen Halbfinale, einmal nicht gegen einen Hamburger Lokalrivalen antreten zu müssen. Der amtierende Deutsche Meister, der Harvesterhuder THC, schied bereits im Viertelfinale sensationell gegen Dürkheim aus und Intim-Feind Nr. 2, der Club an der Alster, spielt im zweiten Semifinale (Samstag, 17 Uhr) gegen Gladbach. „Gegen die Hamburger ist es immer schwieriger zu spielen und sich vorzubereiten,“ weiß Coach Frank Hänel. „Man kennt sich halt.“ Vielleicht lernt man sich in einem möglichen hanseatischen Finale (Sonntag, 17 Uhr) ja noch ein bisschen besser kennen.

Zuvor muss aber erst morgen (14.30 Uhr) der Gastgeber und amtierende Süd- und Hallenmeister aus Dürkheim geschlagen werden. “Ich hoffe, die Serie hält“, meint Dürkheims Coach Martin Schultze und bezieht sich auf den „Halbfinal-Fluch“ des UHC.

Dieser gibt sich gelassen. Dank der harmonischen Mischung aus Jugendspielern und Routiniers ist man in dieser Saison bester Hamburger Hockey-Klub. Besonders der Sturm mit Nationalspieler Benjamin Köpp und Philip Sunkel genießt bundesligaweiten Respekt. „Dürkheim liegt uns, weil sie schönen Hockey spielen und sich nicht hinten reinstellen“, analysiert UHC-Trainer Frank Hänel, schränkt aber ein, daß man trotzdem Außenseiter bleibe. Obwohl: „Dieses Jahr wollen wir es endlich wissen.“ Damit nie wieder jemand vom Fluch sprechen muss.

Mike Liem

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen