Kunst Ground Zero

Zum Tod des jamaikanischen Installationskünstlers und „World Views“-Stipendiaten Michael Richards

„Are you down?“ hat der Künstler Michael Richards vergangenes Jahr eine seiner Skulpturen betitelt. „Are you down?“ kann im Englischen vieles bedeuten, etwa „Geht es dir schlecht?“, steht aber gleichfalls für den knappen militärischen Jargon eines Piloten, der sich bei einem anderen erkundigt, ob sein Flugzeug angegriffen wurde und sich im Absturz befindet. „Are you down?“ kann auch die Frage der Kommandozentrale an einen Fallschirmspringer sein, die wissen will, ob dieser gut unten angekommen ist.

Richards’ Skulptur gleichen Titels zeigt drei lebensgroße schwarze Figuren, die alle um eine riesige Zielscheibe herum auf dem Boden sitzen. Der 30-jährige jamaikanische Künstler war „World Views“-Stipendiat des Lower Manhattan Cultural Council (LMCC), mit Atelier im 92. Stockwerk des World Trade Centers, wo sich bis Anfang letzter Woche alle Verwaltungsräume des LMCC befanden. Zunächst galt er als vermisst. Am Dienstag konnte seine Leiche identifiziert werden. In der Nacht vor dem Terroranschlag hatte Richards in seinem Atelier übernachtet und es nicht geschafft, das brennende Gebäude zu verlassen.

Moukhtar Kocache, Director of Visual & Media Arts des LMCC, fällt es schwer, über den tragischen Tod des Künstlers zu sprechen. „Michael war eine faszinierende Person. Er arbeitete an Skulpturen afro-amerikanischer Männer, die voller Furcht und unter großem Schmerz aus dem Himmel stürzen. Ich erinnere mich an eine Arbeit, die einen Piloten zeigt, der sich fallend an ein brennendes Objekt klammert.“ In einem neuen Zyklus setzte sich Richards mit den Tuskegee Airmen auseinander, einem heroischen Luftwaffenbataillon aus dem Zweiten Weltkrieg, das sich ausschließlich aus Schwarzen zusammensetzte. „Michael wollte seiner Entfremdung von der Kultur nicht nur als Existenzialist Ausdruck verleihen, sondern ebenso die Geschichte und die Erfahrungen schwarzer Immigranten vermitteln.“

Richards, der an der New York University und am Queens College seinen Magister erhielt, war einer von insgesamt 17 Stipendiaten des LMCC, die jeweils vom Mai an für fünf Monate ihre Ateliers im WTC beziehen. Am 13. und 14. Oktober war die große halbjährliche Abschlussausstellung geplant. THOMAS GIRST

Informationen zum Lower Manhattan Cultural Council und Spendemöglichkeiten: www.lmcc.net