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Super-Schwindler vor Gericht

Prozess gegen Geschäftsführer der Scheinfirma FlowTex beginnt. Vier Milliarden Mark sollen sie erschwindelt haben. Landesregierung von Baden-Württemberg im Zwielicht

FRANKFURT/M. taz ■ Rund vier Milliarden Mark zockten der ehemalige Gebrauchtwagenhändler Manfred „Manni“ Schmider und der promovierte Bauingenieur Klaus Kleiser in den 90er-Jahren mit raffinierten Scheingeschäften ab. Ab heute wird den beiden Geschäftsführern der Bohrtechnik-Firma FlowTex aus Ettlingen vor dem Landgericht in Mannheim der Prozess gemacht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen „bandenmäßigen und gemeinschaftlichen Betrug in einem besonders schweren Fall“ vor.

Mit Schmider und Kleiser müssen sich auch der Exfinanzdirektor von FlowTex, Karl Schmitz, und die Geschäftsführerin einer mit dem Unternehmen eng verbundenen anderen Firma vor Gericht wegen Beihilfe verantworten. FlowTex verkaufte über fünf Jahre hinweg 3.187 in der Regel nicht existierende Bohrsysteme zum Stückpreis von bis zu 1,6 Millionen Mark an rund 50 Leasingfirmen. Damit diese Firmen auch anbissen, führte FlowTex tatsächlich eine Maschine vor – immer dieselbe mit ausgewechseltem Typenschild – und versprach, die Maschine dann anschließend zu leasen. Das Geld zum Kauf holten sich viele Leasingfirmen von den Banken und Sparkassen unter anderem in Baden-Württemberg. Auf die FlowTex-Konten wanderten gewaltige Summen; und die Firma bezahlte lediglich die Leasingraten. Das ging fünf Jahre lang gut, weil immer neue – nicht vorhandene – Maschinen verkauft wurden. Dann aber fraßen die Leasingraten den Rest des zum großen Teil verjubelten Kapitals auf.

„Manni“ Schmider und Klaus Kleiser waren über fast ein Jahrzehnt hinweg gute Freunde vor allem konservativer und liberaler Politiker in Baden-Württemberg – und auch ihre spendablen Förderer. „Ob Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) oder Landeswirtschaftsminister Walter Döring (FDP) – reihenweise umgaben und umgarnten die Regierungspolitiker die FlowTex-Flunkerer“, wie es in einem Sachstandsbericht der Kripo Karlsruhe heißt.

Heute will das Duo kein Landespolitiker mehr kennen. Vor allem auch deshalb, weil die Justiz schwere Vorwürfe an die Finanzbehörden im Ländle richtet. Das Finanzamt in Karlsruhe sei Hinweisen auf das Geschäftsgebaren von Schmider und Kleiser nicht nachgegangen; die Steuerfahndung habe die Akte FlowTex unbearbeitet liegen gelassen, so die Vorwürfe. Es seien sogar Finanzbeamte aus Karlsruhe nach Thüringen gereist, um aufgeschreckte Kollegen in Erfurt von der Lauterkeit der Firma zu überzeugen. FlowTex war 1995 nach Thüringen umgezogen.

Alleine Schmider soll mehrere hundert Millionen Mark an „Privatentnahmen“ aus der zuvor illegal gefüllten Firmenkasse der FlowTex in Villen, Privatflugzeuge und Autos der Upperclass gesteckt haben.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

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