: „Wir sind wie eine große Familie“
Abonnementmeister Alba Berlin startet heute in die neue Saison der Basketballbundesliga. Als Profispieler weiß Marko Pesic nur ein Mittel gegen die Langeweile: weiter gewinnen. Und in der nächsten Saison will er vielleicht nach Spanien oder Italien
Interview: MARKUS VÖLKER
taz: Herr Pesic, der ehemalige Alba-Star Henning Harnisch hat nach der Basketball-EM in der Türkei geschrieben: „Dieser Religion kann man sich nicht verschließen.“ Heute startet wieder der Bundesliga-Alltag. Mit welcher Mission?
Marko Pesic: Es geht darum, dass die Liga möglichst viele Mannschaften ins Rennen schickt, die richtig gut sind, die die Meisterschaft bis zum Ende spannend machen. Es geht auch darum, dass noch viel mehr Leute zu den Spielen kommen.
Mit der Leistung des Nationalteams haben Sie reichlich Werbung gemacht. Wie lange lässt sich die Neugier auf Basketball konservieren?
Man muss das anders sehen: Die EM ist vorbei. Wir haben Anschub geleistet, aber die Bundesliga ist etwas komplett anderes.
Was ist anders?
Mit der Nationalmannschaft identifizieren sich viel mehr Fans.
Im Vorfeld der Bundesliga schlugen die Wellen zusammen. Der Mitteldeutsche BC oder die Baskets Bonn haben fast ihre kompletten Teams ausgetauscht, nur Alba Berlin steht wie ein Fels in der Brandung.
Alba hat nicht so viel Geld ausgegeben, um Spieler zu verpflichten. Wir sind alle die Gleichen geblieben, bis auf den Center Jiri Zidek. Das ist ein Vorteil. Außerdem sind viele basketballerisch in Berlin aufgewachsen. Von 14 oder 15 Spielern im Kader sind zehn in Berlin groß geworden. Das ist sehr wichtig.
Alba Berlin – ein Sinnbild für Kontinuität?
Kann man so sagen.
Riecht das nicht schnell nach gepflegter Langeweile?
Tatsächlich laufen seit fünf Jahren fast immer die Gleichen auf. Die Gefahr besteht, dass es langweilig wird. Immer die gleichen Gesichter. Immer die gleichen Ziele. Aber wir sind kein Turnverein, der das auf Amateurbasis macht. Wir sind Profis. Wir wissen, was wir machen müssen: gewinnen.
Sie haben Alba Berlin einmal als Insel der Seligen bezeichnet.
Ich weiß nicht, ob ich das so gesagt habe. Aber okay, wir sind wie eine große Familie. Das gibt es anderswo nicht in der Art.
Eine Familie, in der Sie noch den Kosenamen Jordi tragen?
Henning Harnisch hat sich das ausgedacht, als wir in Barcelona zum Fußballspiel eingeladen wurden.
Das spielt auf den Vater-Sohn-Konflikt an. Jordi Cruyff kickte unter seinem Vater Johan, Sie wurden auch von ihrem Vater Svetislav trainiert, der nun Coach der Kölner ist.
Das Ganze lief nie problembeladen. Das hat nur die Presse geschrieben. Es war kein Konflikt, sondern eine Besonderheit.
Sie stehen im Ruf, besonders oft mit dem Kopf durch die Wand zu wollen. Wie hat sich Ihr Spiel gewandelt?
Ich spiele genauso, wie ich das ganze Leben schon spiele. Manche sagen dazu „Mit dem Kopf durch die Wand“, andere nennen es Risikobasketball, die nächsten meinen, so ist es genau richtig. Eigentlich mache ich nur das, was mir mein Trainer sagt. Wenn es einigen Leuten nicht gefällt ... Vielen gefällt es.
Und was sagt Ihnen Emir Mutapcic, der Coach?
Im Grunde unterstützt er mich in meiner Spielweise.
Sie sind ein Basketballer, der in seiner Entwicklung nie stagnieren will. Welches Ziel haben sie sich derzeit gesteckt?
Alle Ziele sind auf den Verein bezogen. Je besser der Verein spielt, desto besser ist es auch für mich.
Nach der Saison endet Ihr Vertrag. Wollen Sie immer noch nach Italien oder Spanien?
Das ist noch aktuell. Man muss seine Optionen im Auge behalten.
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