Bin Laden? Bin sicher!

Britische Regierung präsentiert ihre Belege für Verantwortung Bin Ladens an den Terroranschlägen vom 11. September in den USA. Premierminister Tony Blair: „Wir müssen die Bedrohung eliminieren“

BERLIN taz ■ Erstmals sind detaillierte Beweise dafür veröffentlicht worden, dass Ussama Bin Laden und seine Organisation al-Qaida für die Terroranschläge in den USA am 11. September verantwortlich waren. Der britische Premierminister Tony Blair präsentierte gestern bei einer Sondersitzung des britischen Unterhauses in London die Kernpunkte eines amtlichen Dokuments, das jene Teile des vorhandenen Beweismaterials zusammenfasst, die nicht der Geheimhaltung unterliegen. „Ussama Bin Laden und al-Qaida, das von ihm geführte terroristische Netzwerk, planten die Gräueltaten vom 11. September 2001 und führten sie aus“, heißt es darin und: „Ussama Bin Laden und al-Qaida haben weiterhin den Willen und die Ressourcen, weitere Gräueltaten auszuführen.“ Sie seien zu den Anschlägen „wegen ihrer engen Allianz mit dem Taliban-Regime“ in Afghanistan in der Lage gewesen.

Kurz vor dem 11. September, so das Dokument, habe Bin Laden erklärt, er bereite einen Großangriff auf die USA vor, und unmittelbar vor dem 11. September hätten namentlich bekannte Mitstreiter Bin Ladens auch das Datum genannt, heißt es unter Berufung auf Geheimdienstkreise. „Seit dem 11. September haben wir gelernt, dass einer der engsten und dienstältesten Mitarbeiter Bin Ladens für die Detailplanung der Angriffe verantwortlich war. Es gibt Beweise sehr spezifischer Natur für die Schuld Bin Ladens und seiner Mitarbeiter, die zu sensibel sind, um freigegeben zu werden“, führt das Dokument weiter aus.

„Angesichts dieser Beweise sind unsere unmittelbaren Ziele klar“, erklärte Blair in seiner Parlamentsrede (Dokumentation Seite 4): „Wir müssen Bin Laden und andere Al-Qaida-Führer richten und die von ihnen ausgehende terroristische Bedrohung eliminieren. Und wir müssen sicherstellen, dass Afghanistan aufhört, internationalen Terrorismus zu beherbergen und zu unterstützen. Wenn das Taliban-Regime sich diesem Ziel nicht beugen will, müssen wir einen Wandel in diesem Regime herbeiführen, um sicherzustellen, dass Afghanistans Verbindungen zum internationalen Terrorismus zerbrochen sind.“ Das afghanische Volk sei „nicht unser Feind, denn es hat unsere Sympathie, und es wird unsere Unterstützung haben“, sagte Blair.

Über militärische Planungen machte Blair keine Angaben, aber sein Vorpreschen erhöhte internationale Erwartungen einer unmittelbar bevorstehenden Militäraktion gegen die Taliban. Auch die Regierung Pakistans sagte, sie halte die von den USA vorgelegten Beweise gegen Bin Laden für ausreichend. Blair fliegt heute nach Pakistan. D.J.