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Zwei Tote bei Anschlag in Nordisrael

Palästinenserpräsident Jassir Arafat ruft zum Ende der Gewalt auf und erntet Widerspruch in den eigenen Reihen

JERUSALEM ap ■ Ungeachtet eines Aufrufs des palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat gegen Gewalt sind am Sonntag bei einem Bombenanschlag in Nordisrael zwei Menschen getötet worden. Die Explosion in der Nähe des Kibbuz Schluhot riss den palästinensischen Attentäter und einen israelischen Autofahrer in den Tod. Polizeiangaben zufolge zündete der Attentäter den Sprengsatz, als der Israeli mit seinem Auto anhielt. Das Fahrzeug wurde von der Wucht der Explosion umgerissen und ging in Flammen auf.

Zuvor hatte Arafats Kabinett palästinensische Extremisten in ungewöhnlich scharfer Form kritisiert. Diese verstießen gegen die mit Israel vereinbarte Waffenruhe und schadeten den Interessen der Palästinenser, hieß es in einer Stellungnahme am Freitagabend in Ramallah. Die Autonomiebehörde werde dagegen mit harten und eindeutigen Maßnahmen vorgehen.

Am Samstag nahm die palästinensische Polizei im Westjordanland mindestens zwei von Israel gesuchte Extremisten fest, das Hamas-Führungsmitglied in Tulkarem, Abbas Sajed, und ein Mitglied des Islamischen Dschihad in Nablus, Anas Schrateh. Israel hat der Autonomiebehörde eine Liste mit mehr als hundert Namen von Extremisten übergeben, die festgenommen werden sollen.

In Gaza trafen am Samstag Vertreter der palästinensischen Polizei mit den Führern mehrerer Untergrundorganisationen zusammen, darunter der Hamas und des Islamischen Dschihad. Dabei wurden die Extremisten davor gewarnt, die mit Israel vereinbarte Waffenruhe zu brechen.

Der Anführer von Arafats Fatah-Organisation im Westjordanland, Marwan Barghuti, widersprach dem Aufruf. Er erklärte, der Aufstand werde weitergehen. „Dieser Aufstand hat nicht mit einer Entscheidung begonnen und wird auch nicht mit einer Entscheidung von irgendjemandem enden“, sagte Barghuti. Hamas und Islamischer Dschihad hatten zuvor erklärt, die Waffenruhe nicht zu respektieren.

Die israelischen Streitkräfte blieben am Sonntag den dritten Tag in Teilen von Hebron. Dort leben 500 jüdische Siedler unter 130.000 Palästinensern. Bei Schusswechseln kamen zwei Palästinenser ums Leben, fünf wurden verletzt.

Die jüngsten Differenzen zwischen den USA und Israel sind offenbar ausgeräumt. US-Außenminister Colin Powell sagte, er habe mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon telefoniert und eine gute Unterredung gehabt. Scharon hatte den USA eine Beschwichtigungspolitik gegenüber arabischen Staaten vorgeworfen. Powell erklärte, Israel habe keinen besseren Freund in der Welt als die USA.

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