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„Die Nation sollte heute stolz sein“

Tony Blair bestätigt britische Beteiligung an US-Angriffen. Opposition stellt sich uneingeschränkt hinter Politik der Regierung. Islamische Gemeinde in Großbritannien befürchtet gewalttätige Übergriffe auf ihre Mitglieder

BERLIN taz ■ „Ich kann bestätigen, dass britische Streitkräfte an dieser Aktion beteiligt sind.“ Kurz nachdem der amerikanische Präsident George W. Bush in der Nacht zum Montag den Beginn der Luftangriffe auf Afghanistan bekannt gegeben hatte, trat sich auch der Premierminister vor die Kameras. Mit der Beschwörung „schwieriger Zeiten“ und dem Verweis auf „unumgehbare Risiken“ stellte der Premier die britische Öffentlichkeit auf mögliche Todesopfer auch bei den britischen Streitkräften ein. Großbritannien ist bislang das einzige Land, das die USA bei den Bombardements militärisch direkt unterstützt. Seit den Anschlägen vom 11. September hatte Blair immer wieder deutlich gemacht, dass die britische Regierung sich als engster Verbündeter der USA in dieser Sache versteht.

Die parlamentarische Opposition hat nach Beginn der Bombardements in der Nacht zum Montag erneut deutlich gemacht, dass sie den Kurs der Labour-Regierung ohne Einschränkung unterstützt. „Unsere vorderste Aufgabe als Opposition in dieser Zeit ist es, die Regierung bei dieser Aktion zu unterstützen“, sagte der konservative Oppositionsführer Iain Duncan Smith. Auch der Chef der Liberaldemokraten, Charles Kennedy, wagte keine Kritik an der Linie der Regierung: „Es gab keine andere Option“.

Kritische Töne kamen ausgerechnet aus den Reihen der Labour-Partei des Premierministers. Tam Dalyell, Labour-Abgeordenter im Unterhaus und Alterspräsident des Parlaments, sagte, die Militäraktion habe, wenn überhaupt, dann erst im nächsten Frühjahr stattfinden sollen. „Der Himmel weiß, was die Konsequenzen in Pakistan, Saudi-Arabien und anderen Ländern sein werden, ohne deren Gunst wir wenig Hoffnung haben, die Verbrecher von New York zu finden.“ Auch die alte Ikone der Labour-Linken, Tony Benn, meldete sich zu Wort und bezeichnete die Angriffe als „äußerst Besorgnis erregend.“

In London wurde unterdessen der Schutz islamischer Einrichtungen verstärkt. Die Polizei in der Hauptstadt bereitet sich offenbar auf Übergriffe rechtsexttremistischer Gruppen auf Mitglieder der islamischen Gemeinde als Folge der militärischen Intervention vor. Auch in der nordenglichen Industriestadt Bradford, wo es im Juli zu schweren Ausschreitungen zwischen pakistanischen Enwanderern und rechtsradikalen Jugendlichen kam, werden neue Gewalttaten befürchtet. „Wenn es die ersten Toten unter den britischen Truppen gibt, werden einige Leute die islamische Gemeinde als einfaches Ziel für ihren Ärger und ihre Frustaion sehen“, fürchtet Sher Azam, Präsident des Rates der Moscheen in der Stadt.

Die britische Boulevardpresse feierte den Beginn der Angriffe mit gewohnter Kriegsrhetorik. „Die Nation sollte heute stolz sein“, kommentierte die Sun. Die Daily Mail versicherte dem Premierminister er könne sicher sein, dass das „britische Volk nicht von dem Kampf zurückschrecken werde“. Auch die ehrwürdige Times schwor die Öffentlichkeit mit kriegerischen Tönen auf den Kampf ein: „Es gibt kein Ausweichen – und es gibt keinen Raum für ein Misslingen“. ERIC CHAUVISTRÉ

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