: Herbstlicher Unterschwung
■ Zahl der Arbeitslosen sinkt weniger als die Saison erwarten ließe. Noch gibt es freie Ausbildungsplätze
Der norddeutsche Arbeitsmarkt hat in diesem Jahr die schwächste Herbstbelebung seit fünf Jahren erlebt. Nach Angaben des Landesarbeitsamtes Nord ging die Zahl der Erwerbslosen in Schleswig-Holstein und Hamburg im September nur leichter zurück als erwartet – in beiden Ländern liegt die Arbeitslosenquote bei acht Prozent – in Schleswig-Holstein 0,2 Prozent höherer, in Hamburg 0,3 Prozent niedrigerer Wert als im vergangenen Jahr.
In der Hansestadt sank die Zahl der Erwerbslosen im September gegenüber dem Vormonat um 1,4 Prozent auf 69.000 – der geringste Rückgang seit fünf Jahren. Erheblich verschlechtert hat sich die Arbeitsmarktsituation in der Datenverarbeitung: In Hamburg verdoppelte sich die Zahl der Erwerbslosen aus dieser Branche. Außerdem meldeten sich viele Beschäftigte aus den Branchen Ernährung, Werbung und Elektrotechnik arbeitslos. Gebessert hat sich die Situation in beiden Ländern in den Bereichen öffentliche Verwaltung, Bildung und Gesundheitswesen. Und auch Wächter und Aufseher sind deutlich weniger von Arbeitslosigkeit betroffen als noch im Vorjahr.
Der Lehrstellenmarkt in Norddeutschland ist hingegen weiter im Aufwind. Im Ausbildungsjahr 2000/2001 waren in Hamburg mehr offene Lehrstellen und weniger Bewerber als im Vorjahr gemeldet: 9700 Jugendliche suchten einen Ausbildungsplatz, 500 weniger als 1999/2000. Die Zahl der angebotenen Lehrstellen stieg insgesamt um 650 auf 11.200 an. Ende September waren in Hamburg knapp 500 Jugendliche ohne Ausbildungsplatz registriert, 170 Lehrstellen blieben unbesetzt. In Schleswig-Holstein standen 400 Jugendliche rund 700 offenen Stellen gegenüber.
In beiden Bundesländern nahm allerdings die Jugendarbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr zu: In Schleswig-Holstein stieg die Zahl arbeitsloser Männer und Frauen unter 25 Jahren um 900 auf rund 14.900 an. In Hamburg waren 7.600 Jugendliche ohne Arbeit, 60 mehr als im Vorjahr und 100 weniger als im August. In Hamburg wie in Schleswig-Holstein gab es die meisten Ausbildungsplätze in den kaufmännischen Berufen: Gefragt waren unter anderem Kaufleute für Bürokommunikation, im Einzelhandel und bei den Banken. Mehr offene Stellen wurden in der IT- Branche angeboten. Allein in Hamburg stieg die Zahl der Lehrstellen in diesem Sektor von 200 auf 600.
Im Nahrungsmittelhandwerk konnten hingegen zahlreiche Stellen nicht besetzt werden. In Hamburg fehlten außerdem Interessenten für die Ausbildung zum Zahntechniker und zum Kommunikationselektroniker. lno
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