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Alles genau nach Putzplan

■ Zeigt her Eure Pläne: die taz sammelt ab sofort Putzpläne und stellt sie vor. Den Anfang macht ein interaktiver, bereits getesteter Sauberkeits-Vermittler

Putzpläne können öde sein. Lange Listen mit Häkchen und noch längere Listen mit abzuarbeiteten Forderungen. Aber der entscheidende Nachteil ist: sie funktionieren nicht. Die taz sucht deshalb innovative Ideen zur Überwindung der Putzplan-Problematik. Schickt uns Eure rettenden Ideen (samt Fotos), die wir zum Wohle der Bremer Wohngemeinschaften hier vorstellen wollen.

Betrachten wir doch einmal die WG X in der Bremer Neustadt. Vier Menschen – alle keine Sauberkeitsfanatiker, alle keine richtigen Ferkel. Die erste schreit bereits nach einer Putzfrau. Die anderen können in einer Kampfabstimmung (3:1) eine letzte Chance für den Putzplan durchsetzen. Eine allerletzte Chance.

Denn bislang ist dort noch jeder Plan gescheitert. Die erste Variante: „Wir sind doch erwachsene Menschen und brauchen keinen Plan“, heißt es mutig am Anfang. Von wegen. So schnell wie der Dreck-Pegel stieg, kam man mit der ganz persönlichen Schmutz-Toleranzgrenze überhaupt nicht hinterher.

Dann dachten wir: Jeder schreibt seine einzelne Putz-Exkurse an die Wand – in der Hoffnung, dass der Rest der Mannschaft ein gehörig schlechtes Gewissen bekäme und sich genauso ehrgeizig ins Zeug legen würde. Aber weit gefehlt. Erste ambitionierte Taten ließen Nachahmer vermissen. Am Ende machte keiner mehr was, schon gar nicht die, die offenbar so blöd waren und gleich als erste die Küche geputzt hatten. Unsere Lehre: Auch Ausgewachsene brauchen Vorgabe. Und zwar feste.

Der nächste Versuch: Eine Art Uhr, allerdings eine ohne Memory-Faktor. Denn die Namens-Zeiger waren dusseligerweise fest verleimt. Wenn Hans-Hermann also endlich das Altpapier entsorgte und seinen danach Uhrzeiger promt weiterdrehte, bewegte er gleich alle anderen Zeige mit. An allen anderen ging der Putzeimer auf wundersame Weise vorrüber – ohne dass Flur und Bad und Küche tatsächlich einer hyghienischen Inspektion unterzogen wurden. Sauber wurdes es nicht also wirklich, nur der Altpapierhaufen war leichter geworden.

Der nächste Plan war im Grunde der gleiche, außer dass die Zeiger rausgeworfen und durch Wäschklammern ersetzt wurden. Auf jeder Wäscheklammer ein Name, der eine Rundtour durch abzuputzende Felder vor sich hatte. Auch das funktionierte nicht. Der Denkfehler: Bald stapelten sich alle Namen in einem einzigen Auftragsfeld. Eine Warteschleife sondergleichen für's Kücheputzen, während der Rest der Wohnflächen verdreckte, bloß weil erstmal alle (im Wochenrhytmus versetzt) mit der Küche dran waren. Irgendwann waren die Wäscheklammern erfreulicherweise ganz weg und tauchen nur noch gelegentlich auf dem Wäscheständer auf.

Inzwischen hat sich statt der erhofften Putzfrau ein interaktives Sauberkeits-Spiel an der Küchenwand breit gemacht. Und irgendwie funktioniert das ganze. So halb zumindest. Jetzt gibt es nämlich eine Art Sauberkeitssensor in den Farben grün, orange und rot. Das heißt: wem es im Wohnzimmer zu dreckig ist, der setzt den entsprechenden Putz-Auftrag ins rote Feld des Wohnzimmer-Beauftragten. Dann gibt es keine Ausreden mehr. Zumindest keine, die sich über mehrere Wochen hinziehen.

Ist Thomas dann fertig mit dem Wohnzimmer, wandert der Auftrag per Fähnchen zum nächsten Namen ins grüne alles-ist-gut-Feld. Ist der Rest der Wohneinheit aber unzufrieden mit der Putzleistung – schwuppdiwupp – wandert das Wohnzimmer zurück zu Thomas. Ganz nach dem Motto gehe zurück auf Los, lass das Fähnchen nicht weiterziehen.

Weitere Varianten sind denkbar: Noch fehlen zum Beispiel Sonderputz-Elemente für so fröhliche Sachen wie Fensterputzen, oder für das regelmäßige Besorgen eines neuen Altpapier-Kartons. Ein zusätzliches Punkte-System etwa wäre machbar: ab zehn Punkten einmal aussetzen. Einmal keine Kücheputzen. Aber das ist wohl noch was für Plan-Freaks.

Dorothee Krumpipe

P.S. Eure Erfahrungen bitte mit reichlich Beschreibung schicken an: Putzplan-Redaktion, taz bremen, Schlachte 1, 28195 Bremen.

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