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Die türkische Woche

Seit gestern gibt’s eine neue türkische Zeitung – auf Deutsch. „Dünya Deutschland“ pocht gegenüber dem in der Türkei erscheinenden Wirtschaftsblatt auf Unabhängigkeit und setzt auf Integration

von STEFFEN GRIMBERG

Hatten wir das nicht schon mal: Da gibt es eine erfolgreiche fremdsprachige Tageszeitung mit Schwerpunkt Wirtschaft, die seit mehreren Jahren auch mit einer eigenen Ausgabe auf dem deutschen Markt präsent ist. Und jetzt kommt der deutschsprachige Schwestertitel. Nur geht es diesmal nicht um Financial Times oder FTD, sondern um – Dünya Deutschland.

Seit dieser Woche ist das Blatt, im Handel – zunächst allerdings nur als Beilage in der türkischsprachigen Wochenzeitung für Deutschland, Dünya Hafta, die mit dem türkischen Wirtschaftstitel Dünya kooperiert.

40 Jahre nach der Unterzeichnung des deutsch-türkischen Abkommens zur Anwerbung türkischer Arbeitnehmer wolle das Blatt der Entwicklung Rechnung tragen, dass aus den „Gastarbeitern“ türkische Deutsche geworden sind, schreiben die Herausgeber zur Einführung: „Obwohl die Geschichte der türkischen Migration mit der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland fast zeitgleich ist, kann von einem gesellschaftlichen Zusammenwachsen noch nicht gesprochen werden.“

Herausgeber von Dünya Deutschland und Dünya Hafta ist die SMC Mediengesellschaft in Köln, die türkische Dünya ist nicht direkt beteiligt. „Wir sind völlig unabhängig und finanzieren uns alleine“, sagt SMC-Gesellschafter Ziya Pir. Engere Bindungen sind auch gar nicht erwünscht: „Wenn es Menschenrechtsverletzungen in der Türkei gibt oder auch in Deutschland andere problematische Themen, wollen wir darüber berichten.“

Vier Journalisten – je zwei deutscher und zwei türkischer Abstammung – werden die zunächst achtseitige Ausgabe produzieren. Sitz der Redaktion ist Köln. Wie beim türkischsprachigen wöchentlichen Schwesterblatt setzt Dünya Deutschland nicht nur auf Wirtschaftsthemen. „Wir wollen alle Bereiche von der Politik bis zum Tourismus abdecken“, sagt Pir. Und so ist die Erstausgabe auch eine bunte Mischung aus den unvermeidlichen Grußworten des Bundes- und türkischen Staatspräsidenten, Berichten und Kommentaren aus der Türkei und einem Interview mit PEN-Präsident Said. Zielgruppe sind die türkischen Meinungsführer, Akademiker und Unternehmer, die auch zu Dünya Hafta greifen – und daneben auch jene „deutschen Nachbarn, die wissen wollen, wie die türkische Community denkt und diskutiert.“

Bis 2002 soll Dünya Deutschland zunächst im Markt positioniert werden. Auf absehbare Zeit wird das Blatt am Kiosk nur im Doppelpack mit Dünya Hafta vertrieben, per Abonnement ist die deutschsprachige Ausgabe auch einzeln erhältlich. Langfristig strebe man einen wöchentlichen Umfang von 16 bis 24 Seiten an, sagt Pir. Dann könne auch über den Einzelverkauf am Kiosk nachgedacht werden.

Und was macht die FTD? Die erhöht zum 1. November ihren Preis um satte 30 Pfennig pro Exemplar.

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