Vom Klonen und Klonieren

Ein ebenso schmaler wie nützlicher Band über Gott, Gene, die Weltgesundheitsorganisation und den Pandabären

In Zeiten ständiger Grenzverschiebungen durch die Reproduktionsmedizin ist der Klon die aktuellste und grellste Schreckensvision geblieben. Kein Medium lässt es aus, den Züchtungswahn der Forscher hübsch auszumalen und mit Fotomontagen von der Massenproduktion identischer Baby-Genduplikate vom Laufband zu illustrieren. Eine Gesellschaft, in der, wie der Publizist Claus Koch schreibt, „es immer anstrengender wird, sich in der weichschäumenden Egalität zum Individuum emporzuarbeiten“ und in der umso heftiger „die Profile aufgeputzt, geliftet und prothetisch verstärkt werden, damit man nur etwas Eigenes habe“ – eine Gesellschaft, die in Gleichförmigkeit ertrinkt, lässt sich von der Vorstellung eines Schattenleibes durch geklonte „Menschen“ aufs Heftigste schockieren.

Zur aktuellen Diskussion gehört auch, dass die leidenschaftlichen Kombattanten weder den Unterschied zwischen Klonen und Klonieren kennen noch wissen, ob es der oder das Klon heißt. Und auch jenseits grammatischer Finessen ist der wissenschaftliche Background meist dünn gesät. Das lässt sich ändern. Wer mit einem kurzen Crashkurs dem Klon näher treten möchte, dem sei die sehr gute Zusammenfassung einer Publikation der Akademie für Technikfolgenabschätzung Baden-Württemberg empfohlen. Auf handlichem Format mit leicht lesbaren 76 Seiten Text liefern Ingo Hillebrand, Dirk Lanzerath und Klaus Dietrich Wachlin präzise Informationen, die jeder versteht. Das fängt bei der Etymologie an (Klon kommt aus dem Griechischen – der Zweig, Schößling) und endet bei der aktuellen Gesetzgebung zum brisanten Thema.

Dazwischen gibt’s viel Information zur ethischen Debatte, zum therapeutischen und reproduktiven Klonen, zur möglichen „Herstellung“ von Genduplikaten bei Mensch und Tier nach dem Dolly-Prinzip, mittels Embryosplitting oder anderer Klontechniken. Geklont wird nicht nur bei Maus, Schaf, Ziege oder Schwein. Auch Pandabären oder der Gaur, das vom Aussterben bedrohte asiatische Wildrind, sind schon asexuell vermehrt worden. Und was sagt die Weltgesundheitsorganisation zum Klonen? Und der liebe Gott? Steht alles drin. Und: Wer will, kann sich das Klon-Büchlein kostenlos aus dem Internet runterladen. www.ta-akademie.de anklicken und dann über den Button „Publikationen“ die gesamte Klonerei als pdf-Datei abspeichern. Wer Bücher noch offline ordert, kann den schmalen Band direkt in Stuttgart bei der Akademie bestellen: Bestell-Fax: (07 11) 9 06 32 99. MANFRED KRIENER

Ingo Hillebrand/Dirk Lanzerath/Klaus Dietrich Wachlin: „Klonen – Stand der Forschung, ethische Diskussion, rechtliche Aspekte“, 76 Seiten, Akademie für Technikfolgenabschätzung Baden-Württemberg 2001, 15 DM