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Zwei neue Milzbrand-Fälle in den USA

73-Jähriger in Florida und Säugling in New York infiziert. Trittbrettfahrer beschäftigen deutsche Behörden

BERLIN taz/ap/dpa ■ In den USA haben sich zwei weitere Menschen mit Milzbrand infiziert. Bei einem 73-jährigen Angestellten des Zeitungsverlags American Media in Boca Raton wurde Lungenmilzbrand festgestellt. Er arbeitete im Posteingang des Verlags, in dem die Serie von Infektionen begonnen hatte.

Das zweite Opfer ist ein Säugling, Sohn einer Mitarbeiterin des Fernsehsenders ABC. Vermutlich hat er sich bei einem kurzen Aufenthalt in der New Yorker Redaktion mit Hautmilzbrand infiziert. Von dort wuren bislang jedoch keine weiteren Fälle berichtet. Insgesamt sind in den USA damit nun vier Milzbrand-Infektionen bekanntgeworden, bei neun weiteren Menschen wurden Erreger nachgewiesen, ohne dass die Krankheit ausbrach.

In Florida wurden am Montagabend Spuren des Milzbrand-Erregers Anthrax in einem Postamt entdeckt. Der Brief mit weißem Pulver, der an den demokratischen Mehrheitsführer im Senat, Thomas Daschle, gegangen war, enthielt nach ersten Tests wahrscheinlich ebenfalls Anthrax. Ein Brief, der in der Microsoft-Filiale in Reno, Nevada für Aufregung gesorgt hatte, hat sich mittlerweile als harmlos herausgestellt.

Die US-Behörden haben noch keinen Zusammenhang der Milzbrand-Anschläge mit den Attacken vom 11. September bestätigt. Präsident George W. Bush verkündete jedoch: „Wir haben keine klaren Hinweise, aber wir wissen, dass Ussama bin Laden ein übler Mensch ist. Ich würde ihn nicht ausschließen.“

In mehreren Ländern weltweit rückte die Polizei gestern aus, um Briefe zu sichern, in denen der pulverförmige Anthrax-Erreger vermutet wurde. Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnte erneut vor Panik in der Bevölkerung. Der eingeatmete Erreger sei nicht übertragbar, von Massenimpfungen und einer Selbstbehandlung mit Antibiotika sei unbedingt abzuraten.

Dutzende Pulver-Briefe hielten gestern auch die bundesdeutschen Behörden in Atem, ohne dass ein einziger Verdacht sich erhärtet hätte. Der vermeintliche Biowaffenanschlag auf das Kanzleramt erwies sich als Tat einer Trittbrettfahrers. Gesundheitsministerin Ulla Schmidt erklärte, dass auch Deutschland an Maßnahmen zum Schutz vor Bioterrorismus arbeite. „Aber die Sicherheit liegt auch darin, dass wir nicht jeden Tag und jede Stunde verbreiten, was wir tun.“ Der Leiter des Robert-Koch-Instituts, Reinhard Kurth, hatte zuvor gesagt, dass erwogen werde, auf EU-Ebene eine Reserve von Pockenimpfstoff aufzubauen.

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