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Legehennen sollen etwas freier werden

Bundesrat stimmt heute über Verbot der Käfighaltung ab. Artgerechte Haltung ist laut Studie ökonomisch machbar

MÜNCHEN taz ■ Heute ist die entscheidende Abstimmung im Bundesrat: Verbot der Käfighaltung bei Legehennen ja oder nein. Die EU verbietet in einer neuen Richtlinie die Käfige ausdrücklich nicht, Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) will sie jedoch im Inland möglichst bald verbieten.

Der vorzeitige Ausstieg Deutschlands aus der Käfighaltung ist nicht nur aus Tierschutzgründen, sondern sogar ökonomisch machbar. Zu diesem Schluss kommen zumindest die Autoren einer Studie der Gesamthochschule Kassel (www.wiz.uni-kassel.de/art/machbarkeitsstudie/index.html). Die Kasseler Arbeitsgruppe unter der Leitung von Professor Detlef W. Fölscher forschte im Auftrag des Tierschutzbeauftragten im hessischen Sozialministerium.

Bei einem Ausstieg Deutschlands aus der Batteriehaltung vor den europäischen Nachbarn fürchten manche Ökonomen den Einbruch des deutschen Eiermarktes. Sie rechnen mit einem Produktionsrückgang von knapp 50 Prozent. Hauptargument: Geflügelwirte würden ins Ausland abwandern, beispielsweise in die osteuropäischen Länder, und dort Eier billiger produzieren.

Die Autoren der Kasseler Studie bestreiten nicht, dass es zu Wettbewerbsverschärfungen kommen wird. Gerade die großen Produktionsstätten würden bei der Umstellung von Käfighaltung auf Boden- und Freilandhaltung Verluste einfahren. Allerdings zählen die Kasseler flankierende Maßnahmen auf, die den Markt stützen könnten. Zudem gäbe es auf dem Eiermarkt Besonderheiten. Der Verbraucher sei „hoch sensibilisiert“ und bereit, für sein Frühstücksei mehr zu bezahlen als früher.

Dies belegen Zahlen: 1994 griff etwa jeder Zehnte zu einem Ei aus alternativer Haltung, 1996 war es schon fast jeder Vierte. Heute kauft knapp jeder Dritte ein Ei von glücklichen Hühnern. Hochgerechnet auf den Eierverbrauch zahle der Verbraucher damit nur etwa 1,50 Mark mehr pro Monat. Den Run auf alternative Eier führen die Studienverfasser auch darauf zurück, dass Discounter wie Aldi Eier aus Freilandhaltung in ihr Sortiment aufgenommen hätten. Wodurch der entsprechende Eierpreis weiter sinke. Importe aus den Niederlanden müssten im Moment die große Nachfrage decken.

Neben finanziellen Gesichtspunkten der alternativen Haltungsformen untersuchten die Kasseler Wissenschaftler auch, wie artgerecht die von der Europäischen Union geplanten so genannten ausgestalteten Käfige wirklich sind. Und laut Autoren sind diese Käfige nicht tierfreundlicher. Kannibalismus käme unter den Hühnern ebenso vor wie bei den verpönten Legebatterien. „Ein heißes Eisen“, nennt Professor Johannes Petersen der Universität Bonn das Thema „ausgestaltete Käfige“. Denn unter den Bauern sei diese Alternative in einem Pilotprojekt gut angekommen.

Im Bundesverbraucherschutzministerium hofft man auf innovative Forscher. Denn Boden- und Freilandhaltung allein könne nicht die einzige Alternative bleiben. „Viele Landwirte sind von der Umstellung existenzbedroht, denen müsse man eine artgerechte und ökonomisch sinnvolle Kompromisslösung bieten“, so die Geflügelexpertin des Landwirtschaftsministeriums. KATHRIN BURGER

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