: Gejodelter Gencode
Wie Christian Zehnder lautmalend den Menschen macht
Hier darf man es sich erst mal bequem machen. Eine solide Ruheposition kann bei drängenden Menschheitsfragen ja nicht gerade schaden. Das Publikum bettet sich also auf der Bühne. Schaut nach oben. Denn dort droben im Schnürboden turnt ein Mullbündel Mensch: der Schweizer Stimmkünstler Christian Zehnder, der bereits mit dem Duo Stimmhorn in Berlin zu hören war. Bei seiner Solo-Performance „Genom Genesis“, eingerichtet von Lavinia Frey, nimmt er nun im Maxim Gorki Theater mit Jodel und Obertongesang den menschlichen Gencode auseinander. Samt den daran geknüpften Hoffnungen. Er macht es lautmalend. Beschwörend. Die Stimme als archaisches Medium. Noch vor den Worten. Es brummt von der fleischlichen Unsterblichkeit. Es summt von ewiger Gesundheit. Das süße Lied der Erlösung von der Erbsünde. Und es könnte auch der Schrecken bei diesem Bauplan des Menschen als Partitur dröhnen.
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