vorlauf kunst: Harald Fricke schaut sich in den Galerien von Berlin um
Das Kostüm stand ihr prima. Brauner Tüll, dazu Strohblumen im Haar. Am Wochenende war Adrienne Goehler nicht als Kultursenatorin, sondern als Elfe unterwegs. Wolfgang Müller hatte sie zur Eröffnungsrede seiner Ausstellung im Museum der Unerhörten Dinge, Crellestraße 4–5, eingeladen. Müller zeigt dort bis 24. November Die Kleider der Elfen und Zwerge in der Monumentenstraße in fünf Entwürfen und einer Reihe mit Zeichnungen. Für stelzbeinige Elfen hat er Blue Jeans genäht, deren Hosenbeine nun gut zwei Meter lang von der Decke hängen. Es gibt auch kleine gelbe Cordboleros und Filzmützen mit Augenschlitzen, die rund um den Kopf angebracht sind – weil man nie weiß, wie Zwerge überhaupt sehen. So bekommt die unsichtbare Welt einen Trachtenlook, der Norden und Süden, Bayern und Böhmen, Glamour und Kinderstube vereint.
Seine „Freundschaftsbilder“, auf denen Beuys und Duchamp im „Café Deutschland“ miteinander tranken, waren für den Maler Jörg Immendorf ein Kommentar zum Kunstbetrieb. Bei Ursula Döbereiner hat sich das von ihr mit Kugelschreiber aufgezeichnete Feld im Privaten ausdifferenziert. Auf gut zwei Dutzend Porträts spielt sie bis zum 10. November in der Galerie M + R Fricke, Linienstraße 109, alltägliche Situationen durch: Szenen eines Sommers, Details von Plattencovern, Momentaufnahmen. Für die Zeichnungen dienen raumgreifende Computerausdrucke von verschachtelten Gebäuden als Hintergrund, sie bilden so etwas wie die Bühne ihrer Wahlfamilie aus Thirtysomethings. Zum Titel Häuser/Filme/Wohnen passt vor allem eine Computeranimation aus diversen Interieurs, die nach Art einer Überwachungskamera gefilmt und dann in grafisch abstrahierte Zeichnungen übertragen wurden.
Ach ja, nicht vergessen: Andy Warhol in der Neuen Nationalgalerie.
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