Hakenkrallen auf dem Gleis

Mehrere Anschläge auf Bahnanlagen. Bis zu 40 Minuten Verspätung. Staatsschutz ermittelt

von BETTINA FICHTNER

Mehrere Anschläge auf Bahn-Oberleitungen haben zu erheblichen Unterbrechungen und Verspätungen im Berliner Zugverkehr geführt. Wegen des Verdachts eines politischen Hintergrunds hat der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen, teilte ein Polizeisprecher am Dienstag mit.

Innerhalb kurzer Zeit war es am frühen Vormittag in Grünau, Charlottenburg und Köpenick zu Betriebsstörungen gekommen. Auf den Gleisanlagen wurden Gegenstände gefunden, mit denen die Oberleitungen vermutlich mutwillig beschädigt worden waren. Zum Teil handelte es sich dabei um Hakenkrallen, wie sie schon zur Sabotage von Castor-Transporten verwendet wurden.

Der erste Zwischenfall wurde gegen 5 Uhr zwischen Schönefeld und Grünauer Kreuz bekannt. Dort waren Stromleitungen auf auf fast 30 Meter heruntergestürzt. Fast zur gleichen Zeit wurde der Fahrer eines Regionalexpresses am S-Bahnhof Eichkamp von einem Lichtbogen geblendet und musste eine Schnellbremsung einleiten. Dabei verletzte sich der Zugführer leicht. Die Fahrgäste wurden über die Gleise zum S-Bahnhof geleitet. Etwa eine Stunde später führte ein Kurzschluss in der Oberleitung nahe des Betriebsbahnhofs Rummelsburg in Lichtenberg zu einem Triebwagenschaden.

Ein Bahnsprecher teilte mit, dass es sich „sehr wahrscheinlich“ um Anschläge handelt. Hinweise auf mutmaßliche Täter lägen aber noch nicht vor.

Erst nachdem die zum Teil stark beschädigten Oberleitungen über mehrere Stunden repariert, justiert und getestet worden waren, konnte sich der Zugverkehr auf den betroffenen Strecken zwischen Charlottenburg und Ruhleben sowie zwischen dem Flughafen Schönefeld und dem Grünauer Kreuz wieder normalisieren.

Obwohl die Schäden bis zum Nachmittag behoben worden waren, mussten Reisende auf den Regionalverbindungen RE 2 (Rathenow–Cottbus), RE 4 (Bad Kleinen–Elsterwerda), RE 5 (Rostock–Elsterwerda beziehungsweise Stralsund–Hoyerswerda) und RE 6 (Berlin–Rheinsberg) den ganzen Tag über mit Verspätungen und Fahrzeitverlängerungen bis zu 40 Minuten rechnen. Abschnittsweise mussten sie auf die S-Bahn umsteigen. Da zum Teil Fernzüge auf Ausweichstrecken umgeleitet werden mussten, kam es auch bundesweit zu Verspätungen.