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Kalifat unter Verdacht

Führendes Mitglied der Kölner Islamistengruppe „Kalifenstaat“ mit Terrorutensilien am Frankfurter Flughafen festgenommen. Bundesanwaltschaft übernimmt Ermittlungen

KARLSRUHE/BERLIN dpa/taz ■ Der Bundesgrenzschutz hat am Frankfurter Flughafen einen mutmaßlichen islamistischen Terroristen festgenommen, der schwere Gewalttaten geplant haben soll. Die Bundesanwaltschaft, die die Ermittlungen übernommen hat, teilte gestern mit, der 29 Jahre alte türkische Student Harun A. sei ein führendes Mitglied des Kölner Verbandes um den inhaftierten islamistischen Extremisten Metin Kaplan, den selbst ernannten „Kalifen von Köln“. A. war am vorigen Mittwoch gefasst worden.

In seinem Gepäck wurden eine Stoffmaske, Tarnkleidung und ein ABC-Schutzanzug sowie Materialien zur Herstellung eines Sprengsatzzünders sichergestellt, wie die Bundesanwaltschaft mitteilte. Ferner hatte er eine CD-ROM mit detaillierten Anweisungen für den „heiligen Krieg“ der so genannten Gotteskrieger im Gepäck. Er steht im Verdacht, Mitglied einer kriminellen Vereinigung gewesen zu sein und zu schweren Straftaten wie Mord und Totschlag angeleitet zu haben. Der Generalbundesanwalt beauftragte das Bundeskriminalamt in Wiesbaden mit den weiteren Ermittlungen.

Die Festnahme vor dem Einstieg in eine Iran-Air-Maschine nach Teheran war nach Angaben des Bundesgrenzschutzes (BGS) „relativ lautlos“ abgelaufen. Der BGS hatte demnach einen Hinweis erhalten. Neben einem türkischen Pass trug der Mann auch einen deutschen bei sich.

In einem Bericht des Kölner Stadt-Anzeigers hieß es, bei den gefundenen Gegenständen handele es sich um typische Utensilien eines terroristischen „Schläfers“. Der Kölner Anwalt des 29-Jährigen, Michael Murat Sertzös, wies die Anschuldigungen zurück. Auf dem Flughafen seien Gepäckstücke seines Mandanten vertauscht worden. Zudem sei er im Besitz eines Rückflugtickets gewesen. A. sei ein Schwager Kaplans, erläuterte der Anwalt. „Er hat die Schwester des Schwagers des Herrn Kaplan geheiratet.“ In einem taz-Gespräch kritisierte der Gewalt- und Konfliktforscher Wilhelm Heitmeyer den Dialog politischer und kultureller Eliten mit Gruppen des politischen Islam: „Es ist ein schwärmerischer Dialog, der die Interessen, Machtansprüche und Einflusssphären nicht zur Debatte stellt.“ Dem Islam würde vielfach eine Generalabsolution erteilt, so Heitmeyer. „Davon werden vor allem islamistische Gruppen profitieren, zumal wenn sie auch noch von Wissenschaftlern in eine Opferrolle hineingeschrieben werden.“

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