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Die Jungen drängen nach

Trotz selbst verordneter Verjüngungskur demonstrieren die deutschen Fußball-Frauen unverminderte Stärke. WM-Qualifikationsgegner Portugal bekommt das beim 9:0 schmerzhaft zu spüren

aus Wolfsburg RAINER HENNIES

Es herrscht wieder einmal Optimismus hoch drei bei den deutschen Fußball-Frauen, was noch nicht einmal verwundern kann, wenn der Gegner dermaßen in Grund und Boden gespielt wird, wie das am Donnerstag geschehen ist: 9:0 hieß es am Ende des WM-Qualifikationsspiels gegen Portugal in Wolfsburg, nach dem 3:1-Sieg über England in der ersten Partie dürften Zweifel erst gar nicht aufkommen, dass wenigstens die Frauen-Abteilung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) demnächst nach Fernost reisen darf. In zwei Jahren findet die Weltmeisterschaft in China statt.

Und ganz offenbar können es die DFB-Kickerinnen schon jetzt kaum mehr abwarten, gegen die total überforderten Portugiesinnen ließ Treffer Nummer eins jedenfalls nicht lange auf sich warten, genauer: nur ganze 66 Sekunden lang. Conny Pohlers vom Bundesligatabellenführer Turbine Potsdam traf zum 1:0, ihrem ersten Länderspiel-Tor überhaupt, das für sie wie für das gesamte Team ganz offensichtlich befreiende Wirkung hatte. Vier weitere Treffer (25./57./63./84.) steuerte allein Pohlers bei, die weiteren Tore fügten Nia Künzer (6.) und Martina Müller (14./25./90.) hinzu.

Mit solch einem Schützenfest war im Vorfeld nicht unbedingt gerechnet worden, schließlich wurde das Team nach dem Gewinn seines fünften EM-Titels im Sommer gleich auf mehreren Positionen umgebaut und damit stark verjüngt. Auf 22,5 Jahre bringt es die Mannschaft derzeit im Schnitt, um so mehr muss erfreuen, wie abgeklärt die jungen Frauen bereits zu Werke gehen. „So einfach hatte ich mir das nicht vorgestellt“, sagt auch, selbst etwas verwundert, Bundestrainerin Tina Theune-Meyer und meint damit die selbstverordnete Verjüngungskur: „Die Jungen spielen frech auf, und die Erfahreneren übernehmen ihre neuen Führungsaufgaben schon beachtlich gut.“

Bei der Partie in Wolfsburg sah das en detail so aus: Gleich acht Europameisterinnen fehlten, unter ihnen auch die am Innenband verletzte Weltklassestürmerin Birgit Prinz (1. FFC Frankfurt) sowie die zurückgetretene Maren Meinert (Boston Breakers). So richtig ins Gewicht fiel dies freilich kaum, weil die Youngsters von Anpfiff an mit zielgerichteten Kombinationen samt eiskaltem Abschluss überzeugten. Und weil sie auch hinten sicher standen, was in erster Linie Verdienst von Ariane Hingst (Turbine Potsdam) und Nia Künzer (FFC Frankfurt) war, die erneut andeuteten, dass sie die Nachfolge des Weltklasse-Defensiv-Duos Doris Fitschen/Steffi Jones durchaus antreten können.

Derweil könnte die Sorgenfreiheit im Sturm in absehbarer Zeit sogar das ein oder andere Problem bereiten, dann nämlich, wenn auch Birgit Prinz, Inka Grings (FCR Duisburg), Jennifer Meier (Frankfurt) oder Claudia Müller (WSV Wendschott) wieder bereit stehen und zurück ins Team drängen. Unter diesem Gesichtspunkt waren die fünf Treffer in ihrem dritten Länderspiel für Conny Pohlers ganz besonders wichtig. Schon in der letzten Bundesligasaison war die Potsdamerin mit 23 Toren treffsicherste Torjägerin hinter Prinz, für die EM letzten Sommer im eigenen Land aber wurde die 23-Jährige von Theune-Meyer dennoch nicht berücksichtigt. Vor allem mangelndes Durchsetzungevermögen wird dem blonden Wirbelwind bisweilen unterstellt, ihre fünf Tore dürften dagegen bestes Argument sein. „Es hat super geklappt. In Potsdam macht das Toreschießen sehr viel Spaß, das überträgt sich“, stellte Pohlers fest und lieferte die Folgerung daraus sogleich mit: „Ich versuche weiter, den Anschluss zu finden.“

Die Stürmerin weiß, dass selbst das Spiel gegen Portugal noch nicht ihr Durchbruch war, nach wie vor und trotz ihrer fünf Tore benötigt sie noch all zu viele Chancen, die ihr Gegner von Weltklasse nicht geben werden. Um dies zu ändern, geht die gerade examinierte Arzthelferin in Absprache mit Verein und DFB demnächst zur Bundeswehr. „Ich muss mein Durchsetzungsvermögen verbessern“, sagt sie, am 4. November will sie mit dem Grundwehrdienst beginnen, dem dann der Sanitätsdienst in der Sportförderkompanie Berlin-Grünau folgen soll. Im Klartext: Conny Pohlers wird Fußballprofi mit einer Vertragszeit von zwei Jahren. Dass die WM just 2003 stattfindet, ist ganz bestimmt kein Zufall.

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