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Ein echtes Meisterwerk. Tod Brownings Film „Freaks“ von 1932, vom MGM-Studio im Horrorfilm-Genre platziert, jahrelang von der Leinwand verbannt und erst in den 60ern wiederentdeckt, ist ein wunderschönes und bis heute unerreichtes Beispiel dafür, wie Zusammenleben auch funktionieren könnte. Die Mitglieder einer Zirkustruppe, größtenteils körperbehindert, kleinwüchsig oder sonst von ungewöhnlicher Natur, schlagen sich in dem Spielfilm erfolgreich gegen eine fiese und hartherzige nicht behinderte Femme fatale (Olga Baclanova), die sich durch falsche Liebesschwüre an den Penunzen des verliebten Zwergs Hans (Harry Earles) bereichern will. Aber da hat sie die Rechnung ohne die Arm- und Beinlosen, die Liliputaner, die Halb-Frauen-halb-Männer, die Haar- und Bartmenschen und die Zipheads gemacht!

Kurz nachdem die Böse nämlich ihren Champagner mit den Worten „You dirty, slimy freaks!“ über die Gruppe ausgeschüttet hat, schlagen die Verleumdeten zurück und rächen sich übel, aber gerecht. Während der 32-Tage-Produktion des Films im Herbst 1931 musste sich Regisseur Browning mit Mitarbeitern herumschlagen, denen in der Studiokantine angeblich allein vom Anblick der DarstellerInnen schlecht wurde. Als fauler Kompromiss durften nur noch Harry Earles, seine Schwester Daisy (sie spielt seine Frau) und die siamesischen Hilton-Schwestern zusammen mit den feinfühligen Kollegen speisen. Eine Szene am Ende, in der der Gaunerkumpan von Baclanova Sopran singt, weil die Freaks ihn zur Strafe kastriert haben, wurde übrigens später herausgeschnitten.                JZ (Sa., 1.00 Uhr, N 3)

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