Rollen gegen die Verbissenheit

■ Deutschlands Skateboardfahrer küren ihre Besten in der Skatehalle in der Spaldingstraße

In Hamburgs einziger Skatehalle „I-Punkt Skateland“ findet am kommenden Wochenende das sportliche Highlight der Szene, das Finale der offiziellen Deutschen Meisterschaft im Skatboarding statt. Dazu werden sich Skater aus ganz Deutschland auf der 1500 Quadratmeter großen Skatefläche in der Spaldingstraße treffen, um dort den besten Brettakrobaten zu ermitteln. Zuvor qualifizierten sich die Besten an drei Austragungsorten für das Finale der C.O.S.-Serie (Club of Skaters), die aus dem Verein zur Förderung der Jugendkultur e.V. hervorgegangen ist.

Ein Verein, dessen sozialen und integrativen Ziele auch die Skatehalle in der Spaldingstraße vermittelt. Das Skateland soll ein Freiraum für Kinder und Jugendliche sein. Laut Frank Martens, Projektleiter des I-Punkt Skatelands und Veranstalter der C.O.S.-Austragung am Wochenende, rollen täglich mehrere hundert Jugendliche über den Parcours. Betreut wird das Projekt durch das Amt für Jugend. Der Eintritt ist für alle Skateboarder, Inlineskater, BMX-Fahrer und sonstige Besucher frei. So rollten und sprangen seit Eröffnung der Halle im vorigen Jahr bereits über 100.000 Besucher über die Rampen und Hindernisse des Geländes. Einer davon ist der 24-jährige Pat-rick Eling, der schon fast zum alten Eisen der Hamburger Szene gehört. Der ehemalige Europameister skatet seit 16 Jahren.

taz hamburg: Werden Sie bei dem Wettkampf dieses Wochenende mitmachen?

Patrick Eling: Mitmachen werde ich auf jeden Fall, aber nur zum Spaß. Wegen einer Verletzung konnte ich bei den ersten drei Wettkämpfen nicht teilnehmen und habe so gar nicht erst Aussicht auf den Titel. Trotzdem freue ich mich schon darauf, weil man bei solchen Veranstaltungen auch immer alte Bekannte aus anderen Städten wiedertrifft.

Wie stehen Sie denn generell zu Wettkämpfen?

Eigentlich halte ich davon gar nichts - immer dieses Rumgetue. Das Problem mit Wettkämpfen ist, dass die Leute nicht mehr miteinander fahren, wie es ursprünglich einmal war, sondern gegeneinander. Diese Leute trainieren dann verbissen und ohne Spaß im Gesicht sechs bis acht Stunden am Tag nur um des Siegens willen. Ich trainiere nicht, ich fahre. Für mich ist das etwas Emotionales. Wenn ich keine Lust habe, dann fahre ich nicht, egal ob ein Wettbewerb anliegt oder nicht.

Viele reizt aber der finanzielle Aspekt bei den Wettbewerben. Spielen Preisgelder oder Sponsoren bei Ihnen keine Rolle?

Das ist nicht die Hauptsache. Ich kann nicht verstehen, dass mich schon Neunjährige ansprechen, wie sie denn am besten an Sponsoren kommen. Die sollen erst einmal fahren. Ich selber habe mir Sponsoren ausgesucht, bei denen ich möglichst viel Freiraum habe. Skateboardfahren ist für mich wichtiger als die finanziellen Aspekte, obwohl ich damit momentan meinen Lebensunterhalt verdiene.

Sehen Sie sonst große Unterschiede zwischen Skatern in Ihrem Alter und dem Nachwuchs?

Sicher, wir hatten früher keine Skatehalle und haben uns in Tiefgaragen selber Rampen gebaut und Tricks ausprobiert. Wir haben uns die Dinge erarbeitet, die die Kids heute nachmachen. Aber auch bei Skatern gleichen Alters gibt es einige Unterschiede. Jeder hat so seinen eigenen Stil. Bei dem einen sieht ein- und derselbe Trick unmöglich aus und bei einem anderen malerisch schön. Alexandra Frank