: Winke, winke, blabla!
Bücher zum Fernsehen: Die Moderatorin Eva Herman stellt deutschen Tele-Tussis immer wieder die gleichen Fragen
Tag für Tag sehen wir sie auf dem Fernsehbildschirm: Frauen ohne Unterkörper, die uns Nachrichten vorlesen. Und Frauen mit verschränkten Beinen oder wippenden Fußspitzen, die ihre Talkgäste befragen. Aber was wissen wir eigentlich über sie? Wie leben sie, was prägte sie in ihrer Kindheit, und warum haben sie diesen Glanz in den fröhlichen Augen?
Fragen, die zumindest der Krüger Verlag beantwortet haben wollte. Und die schließlich Eva Herman, selbst Nachrichtensprecherin und Talkgastempfängerin, elf bekannten Fernsehfrauen stellte. Die Ergebnisse dieser Tele-Tussi-Umfrage liegen nun – zwischen zwei royalrote Buchdeckel gepresst – vor. Und beim Quer- und Drüberlesen wird man den Eindruck nicht los, dass man das alles so genau doch gar nicht wissen wollte.
Zum Beispiel, dass sich Gabi Bauer nicht schön, aber attraktiv findet. Nina Ruge glaubt sogar, sie habe Ausstrahlung. Und für Sabine Christiansen ist Eifersucht eigentlich kein Thema: „Es könnte sein, dass es eins wird, wenn eine Frau auftaucht, bei der ich feststelle, dass sie sich für den Mann interessiert, den ich liebe.“ Gesagt, geschehen, wie es im Buche steht. Zu diesem Zeitpunkt wusste Frau Christiansen allerdings noch nichts von Frau Kock am Brinks Interesse für ihren Mann. Kollegin Ulla hat zwar jetzt Christiansens Gatten, aber es trotzdem nicht in Eva Hermans Buch geschafft.
Stattdessen stellten sich unter anderen Sandra Maischberger, Dagmar Berghoff und Luc Jochimsen tapfer den Fragen ihrer Kollegin. Und Eva Herman gelingt es, den Dienst zu übernehmen, der sonst dem Goldenen Blatt & Co. vorbehalten ist. Nämlich das brennende Bedürfnis der Leserschaft nach Intim-Informationen zu stillen – und damit rückt leider der Beruf der Auserkorenen viel zu schnell in den Hintergrund. Aber vielleicht war es wichtiger, dass Eva Herman ihren nur leichten Variationen unterlegenen Fragenfragenfragenkatalog fast immer mit einem: „Würdest du dich liften lassen?“ beschließt. Nicht allein deshalb hätte ihn Marcel Proust bestimmt kein einziges Mal ausgefüllt. JUTTA HEESS
Eva Herman: „Fernsehfrauen in Deutschland“, Krüger Verlag, 269 Seiten, 36,97 DM
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen