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Milzbrand: Nur keine Panik

Milzbranderreger in Thüringen und Schleswig-Holstein festgestellt. Polizei rät: Verdächtige Briefe nicht anfassen und keinesfalls öffnen. Zentrale Informationsstelle im Robert-Koch-Institut in Berlin

BERLIN rtr/afp ■ Nach zahlreichen Milzbrand-Anschlägen in den USA gibt es nun auch in Deutschland die ersten Verdachtsmomente auf Anthrax-Anschläge. In Briefen in Thüringen und Schleswig-Holstein seien in ersten Untersuchungen Milzbrand-Erreger festgestellt worden. Polizei und Gesundheitsministerien gehen von einem dringenden Verdacht aus.

Nach dem Auftreten von Milzbrandfällen in den USA waren auch in Deutschland zahlreiche verdächtige Umschläge mit weißem Pulver untersucht worden. Bislang hatten sie sich aber stets als harmlos erwiesen. In den USA haben sich 16 Menschen mit Milzbrand infiziert, vier starben.

Ein Sprecher des thüringischen Gesundheitsministeriums sagte gegenüber n-tv, der Thüringer Brief sei im Zuge von Überprüfungen verdächtiger Postsendungen aufgefallen. Zwei Proben aus demselben Brief seien positiv gewesen. „Es besteht nach unseren Erkenntnissen keinerlei Gefahr für die Bevölkerung“, sagte Thomas Schulz vom Thüringer Gesundheitsministerium. Die Proben seien per Hubschrauber zum Robert-Koch-Institut gebracht worden. Das Gesundheitsministerium kündigte für gestern Nachmittag eine Pressekonferenz in Erfurt an.

Grundsätzlich sollten Empfänger verdächtiger Postsendungen laut Polizei nicht selbst „Detektiv“ spielen. Bei einem begründeten Verdacht sollten umgehend Polizei oder Feuerwehr informiert werden. Verdächtige Sendungen sollten Experten zufolge möglichst nicht berührt und in keinem Fall geöffnet werden – um die eigene Gesundheit nicht zu gefährden und um keine Fingerabdrücke für die Spurensicherung zu verwischen. „Nicht berühren, nicht einatmen, nicht kosten“, rät der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Reinhard Kurth.

Auch das Riechen an den Sendungen sollte vermieden werden. Dadurch könnten nach Auskunft von Hans-Eberhard Stein von der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie Staubteilchen eingeatmet werden, die Erreger enthalten. Zugleich warnen Experten vor Panik. Es sei völlig sinnlos, wenn Sekretärinnen etwa von morgens bis abends Gummihandschuhe und Gasmaske trügen. Für Informationen zu den Erregern, ihrer Symptomatik, den diagnostischen Möglichkeiten und den Therapien ist im Robert-Koch-Institut eine zentrale Informationsstelle eingerichtet worden. Das Telefon 01888-754-3430 ist von Montag bis Freitag von 9.00 bis 17.00 Uhr geschaltet. Weitere Informationen im Internet unter www.rki.de und www.fbi.gov

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