teetrinkende hooligans mit bowler-hüten verwüsten belgien:
von RALF SOTSCHECK
Armes England. Da versucht Premierminister Tony Blair seit seinem Amtsantritt vor gut vier Jahren, sein Land als „Cool Britannia“ zu vermarkten, aber aller Welt fällt nur Tee und Skinheads ein, wenn es um die Insel geht. Das hat jedenfalls eine Umfrage des „British Council“ ergeben.
Die meisten Befragten glauben, die Engländer trinken nachmittags Tee, lachen niemals in der Öffentlichkeit und tragen Anzüge und Bowler-Hüte, selbst wenn sie ins Fußballstadion gehen. Dort randalieren sie dann aber zünftig. Eine Belgierin sagte: „Wir mögen die Engländer wegen der Gewalt beim Fußball nicht. Sie ziehen herum, zerstören unser Land und schämen sich nicht mal.“
Haben die Verwüstungen, die englische Hooligans angerichtet haben, etwa das Bild geprägt, das man sich in Südamerika von Belgien macht? Eine junge Argentinierin sagte: „Ich würde lieber in einem chaotischeren Land leben, wo die Menschen emotionaler als in England sind, zum Beispiel in Belgien.“ Ausgerechnet Belgien, das Land der Autobahnen und Pommes frites. Das ist niederschmetternd für Tony Blair.
Aus Südeuropa kommen ebenfalls keine guten Nachrichten. „Die Griechen mögen uns auch nicht besonders“, heißt es in dem Bericht. „Sie halten die politische Führung Britanniens für streng und gemein.“ Die Engländer leben hinterm Mond, glaubt man vor allem in Fernost. Dort weiß niemand, dass die Briten das World Wide Web und die Potenzpille Viagra erfunden haben, nur das Klonschaf Dolly kennt jeder — und die Herren Bean und Blair: der eine Fernseh-, der andere Unterhauskomiker. Nach den beiden stehen die Spice Girls in der Bekanntheitsskala aus Platz drei. Die Japaner halten britische Wissenschaftler für verschroben. „Sie sind enthusiastisch, beinahe manisch“, sagte einer, „aber ihre Forschungen sind völlig bedeutungslos. Die USA und Japan hingegen machen Dinge, die Geld einbringen.“ Außerdem halten sie England für ein intolerantes Land. „Sie haben Skinheads“, sagte eine Japanerin, „und die sind sehr, sehr rassistisch.“
Die Iren wurden vorsichtshalber erst gar nicht befragt. Dabei könnten sie durchaus einige Anmerkungen hinzufügen, was den englischen Rassismus betrifft. Im 19. Jahrhundert wurde Iren in englischen Zeitungen meist als Halbaffen dargestellt, bei Stellenausschreibungen fügte man gerne hinzu: „Iren brauchen sich gar nicht erst zu bewerben.“
Doch so weit muss man nicht zurückgehen. Am Wochenende hat das Londoner Innenministerium eine Kampagne gegen Autodiebstähle an Tankstellen gestartet. Man verteilte Plakate an zahlreiche Tankstellen im ganzen Land. Die Botschaft: „Ich glaube, ich werde dein Auto klauen, während du bezahlst.“ Unterschrift: „Sean, Autodieb.“ Sean ist ein irischer Name, aber das sei Zufall, behauptet das Ministerium: Man wollte der Kampagne lediglich ein „menschliches Antlitz“ geben, und da habe man irgendeinen Namen benötigt. Das leuchtet ein. Ein Bob oder Timothy stiehlt eben keine Autos, sondern kleidet sich lieber in Anzug und Bowler-Hut und verwüstet Belgien.
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