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: Beim Club herrscht mal wieder das blanke Chaos

Gratulation zum Rauswurf, Herr Augenthaler

Heute mal zur Abwechslung ein Blick auf die fränkische Fußballseele, die es, soweit man das aus der Ferne beurteilen kann, nicht eben leicht hat derzeit. 0:5 verloren in Wolfsburg, zum mitschreiben: in W-O-L-F-S-B-U-R-G, da darf man sich nicht wundern, dass offenbar das blanke Entsetzen Einzug gehalten hat beim Club. „Deutliche Zeichen von Resignation“, hat gerade eben die Deutsche Presse-Agentur ausgemacht – und zwar ausgerechnet bei Nürnbergs Trainer Klaus Augenthaler. Sie wissen schon: der, der immer so wirkt, wie er einst Fußball gespielt hat: knorzig; und der früher, als er bei den Münchner Bayern noch Kotrainer war, auf der Bank mal eingeschlafen sein soll. „Was will man von so einem schon erwarten?“, könnten Sie jetzt fragen. Und es müsste ihnen geantwortet werden: eine ganze Menge, weil „Auge“, das sei einfach mal so hingeschrieben, kein schlechter Trainer ist, und Nürnberg, das steht sogar unumstößlich fest, ohne ihn gar nicht mitkicken dürfte in der Bundesliga.

Jetzt aber, da das Chaos wieder das Kommando übernommen hat beim Club, gerät das natürlich in Vergessenheit, die Branche funktioniert so. „Das ist sein gutes Recht, da könnte ich mich nicht wehren“, fügt Augenthaler dazu nur an – und meint damit seinen Präsidenten, der im Hintergrund gerade den Rauswurf des Trainer vorbereitet, mal wieder. Darin nämlich hat der Teppichhändler Wolfgang A. Roth allerlei Erfahrung, er hat ja auch ausgiebig geübt. Genauer: siebenmal in den letzten sechs Jahren. Nur eines ist ihm in all der Zeit leider nicht aufgefallen: dass er selbst das Problem sein könnte, viel mehr als all die gefeuerten Trainer zusammen. Die Zeiten, in denen selbstverliebte Präsidenten nach Gutdünken schalten und walten konnte, sind nämlich vorbei, eine in nächster Nachbarschaft sesshafte Lichtgestalt ausgenommen. Und selbst bei Bayern München haben sie ihrem Kaiser Regulative eingebaut, damit er nicht allzu großen Blödsinn verzapfen kann.

In Nürnberg fehlt leider auch das, mehr noch: Sportdirekor Edgar Geenen passt offenbar blendend zum Präsidenten, wie er erst vor kurzem per verbalem Amoklauf gegen einen Teil der eigenen Spieler („Ihr seid Dreck, ihr seid nur Abschaum, ihr seid Müll, ihr seid wie Lepra“) bewiesen hat. Das sind, nur nebenbei bemerkt, erstaunliche Worte von einem, der einst einem seiner Spieler die Frau Häßler ausgespannt hat. Damals, bei den Münchner Löwen, musste Geenen gehen. Diesmal, in Nürnberg, wird er wohl bleiben, ebenso wie Präsident Roth. Vielleicht sollte man Klaus Augenthaler zu seinem baldigen Rauswurf schon jetzt gratulieren. FRANK KETTERER