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Euro-Kriegsrat bei Blair

USA nehmen italienisches Hilfsangebot an. Rätsel um deutsche Waffenhilfe: Scharping schließt nichts aus

LONDON/ROM/BERLIN dpa /ap ■ Die politischen Führer der größten EU-Länder wollten sich gestern Abend in London treffen, um ihre Strategie für den Krieg in Afghanistan abzustimmen. Premierminister Tony Blair erwartete in seinem Amtssitz in der Downing Street Bundeskanzler Gerhard Schröder, den französischen Präsidenten Jacques Chirac, den französischen Premierminister Lionel Jospin, den italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi und den spanischen Ministerpräsidenten José María Aznar. Ein Sprecher Blairs sagte: „Der Premierminister wollte die fünf (europäischen) Länder, die den größten militärischen Beitrag leisten, an einen Tisch bekommen, um ihre Ansichten zu der militärischen Kampagne auszutauschen.“

Die USA haben das Angebot der italienischen Regierung angenommen, sich am Kampf gegen den Terrorismus militärisch zu beteiligen. Rom hatte der US-Regierung ein Panzerregiment, Kampfflugzeuge, Hubschrauber und ABC-Einheiten angeboten. Auch die Entsendung von vier Kriegsschiffen war im Gespräch. Italiens Verteidigungsminister Antonio Martino sprach vergangenen Monat von einem möglichen Einsatz von etwa 1.000 Soldaten.

Zudem wollen die USA offenbar in Kürze weitere Bundeswehrkräfte anfordern. Verteidigungsminister Rudolf Scharping schloss gestern nicht aus, dass die Amerikaner ihre Wünsche in wenigen Tagen der Bundesregierung offiziell vorlegen werden. Über das mögliche Einsatzgebiet wollte er im ZDF keine Angaben machen. Man müsse sehr sorgfältig unterscheiden zwischen einem Einsatz und „der Vorbereitung auf die eine oder andere Möglichkeit“, sagte der Minister. Es sei aber nicht damit zu rechnen, dass deutsche Soldaten „in den nächsten Wochen“ in Afghanistan stationiert würden.

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