: Jedem das Seine?
„Jedem das Seine“ lautete in unserer gestrigen Ausgabe auf dieser Seite die Überschrift einer Nachricht – neben großen Beiträgen über jüdisches Leben in der Bremer Neustadt. „Peinlich“ bis „schlimm“ waren dazu gestern die Reaktionen von LeserInnen und Redaktionsmitgliedern. Denn „Jedem das Seine“ stand am Eingang des Konzentrationslagers Buchenwald, nur von innen zu lesen. Die Nazis wollten mit dem Spruch ihre Opfer verhöhnen und demütigen.
Anders als „Arbeit macht frei“ in Auschwitz war dieser Spruch keine Erfindung der Nazis. Preußens König Friedrich I., Großvater Friedrichs des Großen, erkor ihn zum Wahlspruch. Ursprünglich geht er auf einen römischen Rechtsgrundsatz zurück, der meist nach Cicero mit „Suum cuique“ zitiert wird.
Dem mangelnden Geschichtsbewusstsein saß schon mancher Werbetexter auf. Die Liste der Entschuldigungen ist illuster: Nokia, Microsoft, Münchner Merkurbank. Die taz gehörte meist zu den ersten, die den Gebrauch des Slogans entlarvten. Jetzt hat es uns selbst erwischt. Der brisante Hintergrund des vermeintlichen Allerweltsspruches ist uns spätestens seit heute – wieder – präsent. Wir möchten uns hiermit für den Fehlgriff entschuldigen. taz
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