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Immer mehr Tote in Algier

Opferzahl bei algerischen Überschwemmungen steigt auf 575. Kritik an illegaler Bebauung von Flussläufen

ALGIER afp/taz ■ Die amtliche Zahl der Opfer der tödlichen Regenstürme in Algerien am Freitag und Samstag hat sich bis gestern Mittag auf 575 erhöht. Am Sonntag war die Zahl noch mit 343 angegeben worden. 538 der Opfer starben in der Hauptstadt Algier, vor allem im westlichen Innenstadtviertel Bab al-Oued, wo die Suchaktionen nach Überlebenden in den engen Straßen voller überbevölkerter, heruntergekommener Wohngebäude aus der französischen Kolonialzeit gestern andauerten. Zahlreiche Leichen wurden weiterhin vom Meer angeschwemmt. Die Telefonleitungen nach Algier blieben gestern unterbrochen.

Einwohner des Viertels machten die völlig regelwidrige Bebauung der Hügel oberhalb von Bab al-Oued für die Katastrophe verantwortlich. Dort haben Villen die früheren Wälder verdrängt und zahlreiche natürliche Wasserläufe blockiert. Der Lauf des größten verbliebenen Flusses wurde dann in den 70er-Jahren in einen Teil der Stadtautobahn von Algier verwandelt, sodass es keinerlei natürliche Wasserabflüsse mehr gibt. Um die Autobahn herum sind seitdem weitere ungeplante Wohnsiedlungen entstanden.

Algerische Medien kritisierten gestern die Regierung scharf. „In unserem Land ist der Bruch zwischen Regierenden und Volk perfekt“, kommentierte die Zeitung al-Watan und schimpfte, die Behörden ließen illegale Bautätigkeit in Flussbetten zu, während sie die Opfer der Folgen auf irgendwelche Präsidialkommissionen vertrösteten. D.J.

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