piwik no script img

Rallye durch Wortwälder

■ Dreifaltig: Die Literatur feiert sich in modernem Gewand

Literarisch interessierte Hamburger können sich dieser Tage durch drei recht verschiedene Veranstaltungsreihen abseits des klassischen Betriebes bewegen. Da ist zunächst der „5. German International Poetry Slam“ in der Markthalle. Der Wettbewerb, bis jetzt National Poetry Slam genannt, ist gewachsen: Insgesamt haben sich rund 150 Teilnehmer aus 25 deutschsprachigen Städten angekündigt. Es wird natürlich geradezu sportlichen Wettstreit geben und vermutlich jede Menge lustiger fünf Minuten. Dass gepunktet und ausgesiebt, rausgeschmissen und in den Himmel gejubelt wird, dass es hier Preise aus Hartmetall hagelt, das gehört dazu. Literatur wird zu einem populären Gesellschaftsspiel für Teilnehmer von 17 bis 64 Jahren. Der ehemalige Bauarbeiter Marc Smith, geistiger Vater der Slam-Idee, ist mit seiner Meinung, herkömmliche Dichterlesungen seien schlichtweg langweilig, längst kein Einzelfall mehr.

So ist auch die Schischischo, angekündigt als „Große Zuhausebleiben-Tournee“, eine Tingel-Tangel- Tour hiesiger Literaten durch die Hamburger Clubs. Am kommenden Sonnabend ist Auftakt im Molotow, dann zieht man eine Woche lang weiter und gastiert unter anderem im Pudel Club und dem Neuen Cinema, um schließlich am 23. in der Schilleroper zu landen. Hier wird gefeiert, hier wird performt und nicht zuletzt auch Rücksicht genommen: auf Schischi nämlich, ein überlebensgroßes Stofftier, das Hamburg nicht gerne verlässt. Man bewegt sich also auch hier auf dem Boden von Clubs und Scherzen und kann noch ein bisschen DJ-Kultur und Popmusik mitnehmen.

Ganz anders geht dann das Poetry Festival (ab 21. November) vor. Es wird vom im letzten Frühjahr gegründeten Poetry Festival e.V. ausgerichtet mit dem Ziel, den leisen Klängen der Poesie in Hamburg Hörbarkeit zu verschaffen. In Literaturhaus, Mojo Club und Schauspielhaus werden Veranstaltungen parallel laufen. Neben Hamburgern lesen auch internationale Lyriker. Am letzten Tag, wiederum der 23. November, gibt es eine Party, zu der Musiker wie Barbara Morgenstern und Jacques Palminger ihren Beitrag leisten.

Es scheint also event the law zu sein, oder anders: Veranstaltung ist der Königsweg. Zwischen variierenden Bezeichnungen, Postulaten und eventistischen Rahmenprogrammen erkennt der Reisende durch die Wortfelder und -wälder dann vielleicht sogar noch unterschiedliche Hamburger Schulen.

Anne Otto

German International Poetry Slam: 15.–17.11., Markthalle, www.nationalslam2001.de; Schischischo: 17.11. Molotow, 18.11. Pudel Klub, 19.11. Astra Stube, 20.11. Mojo-Club, 21.11. Neues Cinema, 22.11. Gloria Bar, 23.11. Schilleroper (jeweils 21 Uhr); Poetry Festival: 21.–23.11., Literaturhaus, Mojo Club/Mandarin, Malersaal (jeweils 20 Uhr), www.poetryfestival.de. Alle Termine unter „Aufführungen und Lesungen“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen