: Evangelische Kirche im Dilemma
Die Synode der Evangelischen Kirche in Berlin und Brandenburg fordert schnelle Aufbauhilfe für Afghanistan. Hierzulande muss die Kirche abspecken: Wegen sinkender Einnahmen wird bis 2011 jede dritte Pfarrstelle gestrichen
Obgleich auch bei der evangelischen Kirche das Thema „Sparen“ und der Rotstift regieren, dominierte das Für und Wider von Militäreinsätzen gegen den Terrorismus die Herbsttagung der Berlin-Brandenburgischen Kirche. Die Synode, das rund 1,3 Millionen Gläubige repräsentierende Kirchenparlament, forderte eine schnelle Aufbauhilfe für Afghanistan. Der Not leidenden Bevölkerung des bombardierten Landes müsse sofort Hilfe zukommen, mahnten die Kirchendelegierten in ihrer am Samstag verabschiedeten Erklärung zum Abschluss der viertägigen Beratungen.
„Wir stehen vor einem Dilemma“, sagte Bischof Wolfgang Huber. Zwar bestehe seine Kirche auf Gewaltfreiheit. Jeder, der ein Ende der militärischen Maßnahmen fordere, müsse sich aber der Frage stellen, wie gegen den islamistischen Terrorismus vorzugehen sei. Rolf Wischnath, Cottbuser Generalsuperintendent, betonte erneut, es dürfe „keinen grenzenlosen Krieg“ gegen den internationalen Terrorismus geben. Wischnath sagte gegenüber der Presse, er halte an seinem Entschluss fest, aus Protest gegen Bundeswehreinsätze aus der SPD auszutreten.
Da aber ohne einen soliden Etat auch bei der Kirche nichts läuft, verabschiedeten die 198 Synodalen am Wochenende zudem den Doppelhaushalt der Landeskirche. Deren Leitung muss in Zukunft den strengen Spar- und Konsolidierungskurs fortsetzen. Mit nur noch 289 Mio. Euro (565 Mio. Mark) für 2002 erreicht das Kirchenbudget ein historisches Rekordtief.
Dieser Umstand macht nach Einschätzung der Finanzdezernentin Barbara Bauer weitere Stellenstreichungen bei den Protestanten unvermeidlich. Die Kirchenleitung rechnet damit, dass bis zum Jahr 2011 rund ein Drittel der derzeit etwa 1.000 Pfarrstellen abgeschafft werden müssen. Grundlage der Prognose ist ein durchschnittlicher Rückgang der Mitgliederzahlen von jährlich 3 Prozent.
Die acht evangelischen Schulen der beiden Länder sollen in Zukunft von einer Stiftung finanziert werden. Bisher waren diese in der Trägerschaft der Landeskirche. Die Stiftung mit Sitz in Potsdam soll mit einem Vermögen von 3,6 Mio. Mark (ca 1,8 Mio. Euro) ausgestattet werden.
Die Synode sprach sich nach heftiger Debatte gegen eine kirchliche Trauung für Homosexuelle aus. Es müsse eine Form der Segnung gefunden werden, die nicht mit herkömmlichen Hochzeitsfeiern zu verwechseln sei. DPA/EPD/TAZ
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