: Umsonst gemüht
1860 München verliert auch gegen Borussia Dortmund mit 1:3 und schiebt die Schuld auf den Schiedsrichter
MÜNCHEN taz ■ Als alternder Profi findet man beim TSV 1860 München leicht ein warmes Nest. „Wir begrüßen Davor Suker in der Löwen-Familie“, verkündete 1860-Stadionsprecher Stefan Schneider vor dem Heimspiel der „Sech’zger“ gegen Borussia Dortmund. Da musste Suker doch wohl ums Herz werden. Auf dem Platz aber stand der Kroate – bester Torschütze bei der WM 1998 und zuletzt quasi arbeitslos – dann aber doch noch nicht. Erst in zwei Wochen wird er im hellblauen Trikot auflaufen.
Wer weiß, vielleicht hätte jemand wie Suker, früher in den besten Ligen der Welt bei Real Madrid und Arsenal London zu Hause, dem TSV 1860 ja weitergeholfen und es hätte am Ende nicht 1:3 geheißen. Vielleicht hätte er, von „Löwen“-Trainer Peter Pacult stets als „Instinktfußballer“ gepriesen, sich Chancen erspielt und Tore erzielt. Irgendwie hätten es die Münchner nämlich verdient gehabt, zumindest in der ersten Halbzeit, ein besseres Ergebnis herbeizuführen: Die Hausherren mühten sich jedenfalls redlich, Dortmund präsentierte sich abwartend.
Doch spätestens in der zweiten Hälfte war es dann mal wieder vorbei mit dem kleinen Hoffnungsschimmer am in der letzten Zeit so trüben Löwen-Horizont: Der BVB, die beste Auswärtsmannschaft der Liga, nahm die Geschenke der Münchner dankbar an. Es war zwar so neblig an diesem Tag, dass die Spitze des Olympiaturms im Grau versank, aber Torben Hoffmann, der Löwen-Verteidiger, hat wohl so wenig gesehen, dass er sogar Gegner und Mannschaftskamerad verwechselte. Jedenfalls war es seine mustergültige Vorlage für Ewerthon, die der Borussia ihr erstes Tor ermöglichte (61. Minute). Den nächsten Treffer erzielte Jan Koller (70.), bevor Thomas Häßler mit seinem Treffer in der 78. Minute wenigstens wieder ein bisschen Hoffnung verbreitete. Dann aber war es der Schiedsrichter, der den Borussen zu einem noch besseren Resultat verhalf: Ob Münchens Torwart Simon Jentzsch Ewerthon wirklich zu Fall gebracht hatte, blieb jedenfalls fraglich, Marcio Amoroso zumindest verwandelte den Strafstoß sicher – und die Trainer, Matthias Sammer und Peter Pacult, hatten anschließend ein sauberes Streitthema.
„Wir sind in dieser Saison vom Schiedsrichter oft genug beschissen worden“, stellte Sammer fest, „insofern gleicht sich das immer wieder aus.“ Auch Gegenüber Pacult, sonst eher von ruhigem Gemüt, redete sich fast in Rage: „Es war überhaupt kein Elfmeter! Es waren dann noch zwölf Minuten zu spielen. Da hätte noch viel passieren können.“ Aber was?
Dortmund hätte auf jeden Fall trotzdem gewonnen, wie Torwart Jens Lehmann abgeklärt wissen ließ. „Die Mannschaften haben gegen uns am Anfang meist Chancen, aber wir machen dann die Tore.“ Für die „Löwen“ hingegen ist das nicht so einfach. Wie schon nach der Partie gegen Leverkusen bemühte sich Trainer Pacult, die positiven Seiten zu sehen. „Das Ergebnis ist natürlich enttäuschend. Wir hatten bis zum 0:1 die besseren Chancen. Wir haben uns sehr gut verkauft“, sagte er. Das mag schon sein, in der Bundesliga aber zählen nur die Punkte. Das weiß auch Pacult, der von den bislang vier Spielen als Chefcoach erst eines gewonnen hat.
Später saßen er und 1860-Präsident Karl-Heinz Wildmoser noch lange da, von ein paar Reportern umringt. Der Österreicher erklärte, dass er zukünftig nicht mehr nur mit einem Stürmer plane und dass das Verletzungspech seiner Mannschaft treu geblieben sei. So war Kapitän Marco Kurz nach langer Verletzung erstmals in dieser Saison wieder dabei und brachte eine gute Leistung, doch wurde er in der 58. Minute erneut verletzt vom Platz getragen. „Vermutlich wieder das Sprunggelenk“, sagte Pacult resigniert. Sein Chef Wildmoser hatte zugehört und nickte: „Wir müssen schauen, wie wir damit zurechtkommen.“ Erst gegen Ende des Gesprächs fiel dann der Name Suker, doch weder Präsident noch Trainer zeigten dabei übergroße Euphorie. Der große Hoffnungsträger ist der Kroate also nicht. Nestwärme und Instinktfußball bedeuten keineswegs gleich Tore. Wildmoser und Pacult wissen das ganz genau. KATHRIN ZEILMANN
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