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Harry Potter op Platt

Niederdeutsche Buchmesse in Hamburg: Es fehlen die jungen PlattschnackerInnen. Auch Voscherau sorgt sich  ■ Von Gunther Sosna

Wer liest noch Platt? Platt för Land un Lüüd. Platt för di un mi, heißt es, aber die Sprache schwächelt bedenklich – das ist auch denen klar, die sich am Wochenende zur 4. Plattdeutschen Buchmesse in Hamburg trafen. „Die Niederdeutsche Kultur muss mehr gepflegt werden“ fordert Kultur-Staatsrat Gert-Hinnerk Behlmer und ruft dazu die Erinnerung an den Hamburger Mäzen und Förderer des Niederdeutschen, Alfred Töpfer, in Erinnerung. Dieser Kaufmann hatte sich zu Lebzeiten der Denkmal- und Heimatpflege verschrieben und damit dem Plattdeutschen eine Nische verschafft. In einem Backsteingebäude in der Petersstraße entstand ein Reservat – über 12.000 Manuskripte umfasst die Niederdeutsche Bibliothek. Die Töpfer-Stiftung vergibt alljährlich zudem den Fritz-Reuter-Preis für niederdeutsche Literatur.

Damit das Pflänzchen gedeiht, bedarf es aber mehr als AutorInnen wie Hannelore Hinz, Christa Heise-Batt oder dem „Hör mal'n beten to“ von Gerd Spiekermann im NDR. „Wir brauchen Verlage, die die Bücher unter die Leute bringen“, betont Prof. Jürgen Meier von der Universität Hamburg, der die Messe als ein Mittel sieht, um gegen die wachsende Globalisierung und die „regionalen Identitätsverluste“ anzusteuern. Die Verleger zumindest haben mitgezogen und kamen aus ganz Norddeutschland, um neue Romane, Kinderbücher und Anekdoten vorzustellen. Selbst eine Übersetzung von Harry Potter fand sich auf den Tischen.

3000 BesucherInnen kamen an zwei Tagen bis Sonntagabend in den Austellungssaal. Wera Schmidt, Geschäftsstellenleiterin der Stiftung, zog daher zwar eine positive Bilanz der Messe, aber das Problem ist auch für sie unübersehbar – keine jungen „Lüüd“. Niederdeutsch holt den Nachwuchs offensichtlich nicht hinterm Kanonenofen vor.

„Die Kulturbehörden tun zu wenig, um Platt an die Schulen zu bringen“, bemängelt Arne Bruhn, der sich im Kreis Pinneberg um die Sprachpflege bemüht und dort versucht, Platt in Kindergärten salonfähig zu machen.

Dabei hat er mit Hamburgs Ex-Bürgermeister Henning Voscherau zumindest einen prominenten Verbündeten. „In Hamborg snackt de Lüüd nich mehr all Plattdüütsch. De Grootöllern sünd oll, dat Kiekschnapp snackt ingilsch, un in de School gifft dat keen plattdüütsche Stünn mehr“, zitierte Bruhn den Sozialdemokraten und meinte selbst: „Wi mööt wat doon, un de Minschen in Noorddüütschland de Spraak wedder neger to bringen.“ Sonst stirbt sie aus, in een kole Nacht.

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