: Saniererin verlässt Schuhcremeverwalter
Die Berlin-Managerin Annette Fugmann-Heesing hat bei der Bundeswehr gekündigt. Krümelzählen war ihr zu wenig
BERLIN taz ■ Sie war einmal eine Heldin in Berlin. Und wurde deswegen gestürzt. Nun hätte sie die Heldin der Bundeswehr werden sollen. Und scheiterte an den bürokratischen Verhältnissen. Annette Fugmann-Heesing ist als Geschäftsführerin der Gesellschaft zurückgetreten, die der Bundeswehr Wirtschaftlichkeit hätte beibringen sollen. Das konnte wohl nicht gut gehen.
Die Zerrüttung zwischen der Frau, die das Land Berlin 1996 als Finanzsenatorin aus dem drohenden Bankrott rettete, und der Rationalisierungsagentur Gebb war absehbar. Kaum eine Sozialdemokratin ist so effizient und unduldsam wie Fugmann-Heesing. Kaum eine Behörde der Bundesrepublik ist so verschwenderisch und geduldig wie die Bundeswehr. Der 47-Milliarden-Verteidigungsetat gehört, trotz Kürzungen, zu den größten der Republik. Aber seine Manager sind, wie jüngst der Rechnungshof zeigte, noch nicht einmal in der Lage, ihre Schuhcreme zu verwalten. Der Vorrat wird für sechs Jahre gehortet.
Mit solchen Eigentümlichkeiten sollte die 46-jährige Juristin Fugmann-Heesing aufräumen. Das hieß: besseres Management von Liegenschaften, Fahrzeugen, Bekleidung, Informationstechnik. Aber schon kurz nach ihrer Amtsübernahme im August 2000 war klar, dass die Bundeswehrplaner nicht ganz so quick sind wie die Gebb-Chefin. Sie klagte darüber, dass sie zu wenig Befugnisse hatte und dass die Bundeswehr gar nicht wisse, was sie mit der Gebb wolle: „Wer diesen Weg gehen will, der darf es nicht beim Krümelzählen bewenden lassen, sondern muss die Bereitschaft zum großen Wurf haben“, sagte Fugmann.
Die Frau mit dem Kurzhaarschnitt war trotz ihrer Schärfe und ihrer Unnachgiebigkeit immer auch ein Liebling der Medien. In Berlin stützte sie, gegen die härtesten Sparprogramme, sogar die populistische B.Z. Als die Berliner SPD Ende 1999 ihre souveräne Finanzsenatorin absägte, wussten alle: Da hatte Berliner Mittelmaß eine forsche Zuwandererin abgewehrt. Nun vermelden manche Sozis in Berlin schon, die Frau sei für größere Aufgaben nicht mehr präsentabel. Wenn sie sich da mal nicht täuschen. Bei den Koalitionsverhandlungen sitzt sie bereits mit am Tisch. CHRISTIAN FÜLLER
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