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Polen in den Krieg

300 Anti-Terror-Elitesoldaten bereiten sich auf ihren Einsatz in Afghanistan und dessen Nachbarstaaten vor

WARSCHAU taz ■ In Polen bereiten sich 300 Elitesoldaten auf ihren Einsatz in Afghanistan, Tadschikistan und Usbekistan vor. Die Bitte der USA um militärische Unterstützung im Bereich der Aufklärung biologischer und chemischer Waffen traf kürzlich in Warschau ein. Die Gespräche darüber, welche Spezialeinheiten für einen Einsatz in Frage kämen, hatten bereits Ende Oktober begonnen. Über die Bitte konnten Regierung und Präsident Polens daher innerhalb von nur einem Tag entscheiden.

Nun steht fest: am 10. Januar werden rund 300 Elitesoldaten aufbrechen, darunter 80 Soldaten der Antiterroreinheit Grom. Außerdem Spezialisten in der B- und C- Waffenabwehr, Minenräumkommandos, Pioniere und Transporteinheiten. Von der Ostsee aus soll Polens neuestes Kriegsschiff ins Arabische Meer entsandt werden, das in erster Linie Transportaufgaben übernehmen soll. Die Kosten dieses zunächst auf sechs Monate befristeten Einsatzes schätzt die polnische Regierung auf umgerechnet etwa 16 Millionen Mark.

Die seit 1991 bestehende und hervorragend ausgebildete Antiterroreinheit Grom trainiert schon seit einigen Wochen in schwierigen Gebirgsregionen. Da die Grom-Soldaten regelmäßig mit britischen und amerikanischen Antiterroreinheiten üben, sind kurz nach den Anschlägen vom 11. September die ersten polnischen Grom-Offiziere nach Tampa in Florida gefahren, um von Anfang an in die Terrorbekämpfung eingebunden zu werden.

Welche Aufgaben die 300 Soldaten in Afghanistan erwarten, konnte oder wollte der Chef des polnischen Generalstabs, General Czeslaw Piatas, nicht sagen. „Die Situation ändert sich ständig“, erklärte dagegen Verteidigungsminister Jerzy Szmajdzinski. „Wir sind in ständigem Kontakt mit den Amerikanern. Konkret geplante Aktionen werden wir nicht bekannt geben.“

Die betroffenen Soldaten bereiten sich mit gemischten Gefühlen auf den Einsatz in Afghanistan vor: „Von uns ist keiner glücklich über die bevorstehende Abreise“, sagte einer. Oberst Roman Polko, Chef der polnischen Antiterroreinheit, lässt keinen Zweifel aufkommen: „Wir sind Profis und haben uns bewusst für diesen Beruf entschieden. Jetzt müssen wir zeigen, was wir tatsächlich können.“

Polens Bevölkerung ist in ihrer Mehrheit gegen den Einsatz der Soldaten in Afghanistan. In einer Umfrage von Ende Oktober lehnten 65 Prozent der Befragten die Teilnahme polnischer Soldaten am Krieg ab. GABRIELE LESSER

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