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Vivantes baut Stellen ab

Krankenhausunternehmen streicht bis 2006 mehr als ein Viertel aller Arbeitsplätze, schließt betriebsbedingte Kündigungen aber aus. Gewerkschaft lobt Vorgehen

Das Krankenhausunternehmen Vivantes, in dem die zehn ehemals städtischen Kliniken zusammengefasst sind, plant einen drastischen Stellenabbau. Weit mehr als ein Viertel aller Vollzeitarbeitsplätze sollen bis 2006 eingespart werden. Ausgangspunkt für diese Rechnung, die die Unternehmensleitung gestern vorstellte, ist die Anzahl von 13.500 Vollkräften, die noch im vergangenen Jahr in den Kliniken beschäftigt waren. Derzeit gibt es im bundesweit größten Krankenhausunternehmen, dessen einziger Gesellschafter das Land ist, 12.600 Vollzeitstellen, 2006 sollen es nur noch 9.734 sein.

Das Personal soll sozialverträglich und ohne betriebsbedingte Kündigungen abgebaut werden, sagte Ernst-Otto Kock, der Geschäftsführer für Personal und Soziales. Vivantes setze vor allem auf auslaufende Zeitverträge und Abfindungen für Mitarbeiter, die ihren Job aufgeben wollen. Betriebsbedingte Kündigungen sind in dem Krankenhausunternehmen derzeit auch gar nicht möglich. Eine Rahmenbetriebsvereinbarung, die Betriebsrat und Geschäftsführung im September abgeschlossen hatten, lässt sie nicht zu. „Dafür wird von den Beschäftigten ein hohes Maß an örtlicher Mobilität und inhaltlicher Flexibilität erwartet“, betonte Kock.

Bei Ärzten und Pflegepersonal will Vivantes insgesamt jeden fünften Arbeitsplatz streichen. In welchem Verhältnis, sei allerdings noch offen, sagte Jörg-Olaf Liebetrau, Geschäftsführer für Finanzen. In der Verwaltung sollen rund 40 Prozent aller Stellen abgebaut werden. Dies sei durch die Zentralisierung zahlreicher Aufgaben wie Finanzen, Personal und Klinikmanagement möglich.

Die Gewerkschaft Ver.di lobte gestern das Vorgehen von Vivantes. Die Vereinbarung zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat sei „äußerst vernünftig“ und ermögliche eine notwendige Umstrukturierung, ohne die Mitarbeiter in Angst um ihren Arbeitsplatz zu versetzen, sagte die zuständige Gewerkschaftssekretärin Heike Spies.

Vivantes will bis 2006 außerdem rund 1.000 der derzeit 6.150 Betten in zehn Kliniken abbauen und die Verweildauer der Patienten von durchschnittlich 10,1 auf 7,5 Tage reduzieren. Dafür will das Unternehmen unter anderem den Anteil der ambulanten Operationen erhöhen. Bereiche wie die Pflegeheime und der Einkauf sollen in Tochtergesellschaften ausgelagert werden. Insgesamt will das Unternehmen bis 2006 53,4 Millionen Euro einsparen und 2003 zum ersten Mal schwarze Zahlen schreiben. SABINE AM ORDE

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